"Sehr geehrter Herr Professor! Stäblein!
Ich bestätige Ihren Brief vom 2. August 1960 und nehme dazu sachlich wie folgt Stellung:
1. Gitarre: Ihr Typ ist ab letztem Drittel des 18. Jahrhunderts belegt. Nachdem sie keine Signatur trägt, bleibt man auf Schätzung angewiesen, für die ich mich allgemein nach den wohlberündeten Vorschlägen von Kurt Sachs richte. Wo die Gitarre gemacht wurde, ist unbekannt. Der versierte Experte, Herr Geigenbaumeister Lang, vermutete eventuell Italien, weil der Lack des Instrumentes besonders schön ist. Es kann aber ebensogut auch deutschen Ursprungs sein. Ich akzeptiere Ihren Vorschlag, die Etikette auszutauschen gegen die beiliegende neue Etikette, welche die Bezeichnung Ende 18. Jahrhundert und Deutschland trägt, was ohne weiteres tragbar ist. Sie beanstanden am Boden "Sprünge". Ich warne dringend davor, diese jetzt in Ordnung zu bringen. Niemand kann im voraus beurteilen, wie sich das Holz der Gitarre im neuen Raum aklimatisiert. Instrumente, die 150 bis 180 Jahre alt und noch älter sind, haben sicher allerhand Feuchtigkeits- und Temperaturunterschiede hinter sich. Ihr Holz arbeitet ständig und so können sie nicht mehr ganz tadelfrei sein wie z. B. neue Gitarren, die übrigens früher oder später den gleichen Bedingungen ausgesetzt sein werden.
2. Je ein Mundstück für Waldhorn und Zinken[vermutlich handelt es sich um den Kontraserpent]: Dazu brauche ich die Instrumente wieder hier. Ich informierte das Institut über Herrn Lang, Herr Dr. Krautwurst möge sie mir mitbringen, da er sowieso mir noch in dieser Woche 20 Stiche zurückgeben will, die ich ihm zur Jahresfrist für seine Vorlesung lieh. Das Waldhornmundstück zu beschaffen, wird keine Schwierigkeit bieten. Ob das Zinkenmundstück so rasch lieferbar wird, wird sich erst nächste Woche klären, da es extra nach Maß aus Horn gedreht werden müßte.
Auf jeden Fall sorge ich, daß die beiden Instrumente, wenn sie noch rechtzeitig vor meinem Urlaubsantritt hier herkommen, baldmöglichst zur Wiederabholung bereitliegen oder falls sich uns geschäftlich eine Gelegenheit bietet, dem Institut zugestellt werden.
3. Hammerflügel "Johann David Schiedmayer" und Hammerflügel "Streicher", Nr. 22 + 23 der Stiftungsinstrumentenliste: Für die Restaurierung wird von der Universität ein einmaliger Betrag von DM 3000.-- zur Verfügung gestellt, gemäß Abschnitt 2 der Vereinbarung vom Jahr 1957. Der Streicher-Flügel, aus unserem Depot Mauthalle entnommen, steht in unserer Werkstatt zum Austrocknen. Mit den Reparaturen kann nach meiner Rückkehr vom Urlaub Anfang November begonnen werden, wenn bis dorthin geklärt ist, ob und wann der vereinbarte Betrag von DM 3000.-- verfügbar ist. Um von vornherein Mißverständnisse auszuschließen, darf ich bemerken, daß die heuer bezahlten DM 3000.-- zur Wiederihstandsetzung [sic!] des stark durch Wasser beschädigten Hammer-Flügels von "Conrad Graf" dienten, also mit dieser Angelegenheit nicht in Verbindung stehen.
4. Bundfreies Klavichord: Nach vielen Studien und sehr mühseliger Arbeit habe ich aus meinem Depot Mauthalle ein geeignetes bundfreies Klavichord ausgewählt, das jetz [sic!] in meiner Werkstatt zum Aklimatisieren und Trocknen steht. Es wird nach meiner Rückkehr vom Urlaub instand gesetzt werden, da ich dies persönlich beaufsichtigen muß. Nach Fertigstellung sende ich das Instrument nach Erlangen.
5. Hammer-Klavier: Gleiches gilt von dem noch ausständigen Hammerklavier.
6. Spinett: Hierfür nehme ich in Aussicht ein Spinett, Spezialkonstruktion meines langjährigen Restaurators, Herrn Otto Marx, Es liegt immer noch in Leipzig und die Verhandlungen mit den Ostzonenbehörden auf Herausgabe laufen noch. Sollte wider Erwarten die Herausgabe scheiternn [sic!] werde ich eine andere Lösung suchen.
7. Oboe: Ich entspreche Ihrem Wunsch und tausche das Stück gegen ein anderes, aus zusammengehörenden Teilen, aus. Grundsätzlich darf ich wohl anfügen, daß ich mich in der Vereinbarung vom Jahre 1957 ncicht [sic!] verpflichtet habe, alle Instrumente restauriert zu liefern und auch nicht verpflichtet habe und verpflichten konnte, zu einem bestimmten Termin der Ablieferung.
Der Lehrbetrieb ist doch in keiner Weise beeinträchtigt worden, denn es stehen dazu ja meine Leihgaben zur Verfügung, allermindest so lange, bis die Ersatzinstrumente alle geliefert sind.
Mit verbindlichen Grüßen // Ihr ergebener // Dr. Dr. Rück"