NL Rück, I, C-0444f

"Lieber Herr Doktor!

Ich gestehe zu meiner Schande, dass ich auf meiner Weihnachtsliste gerade Sie vergessen habe und beeile mich heute, den süssen Weihnachtsgruss sofort nachzuzenden und bitte Sie, das Versehen zu entschuldigen.

Ich danke Ihnen sehr für die mir besorgten Fotokopien und weise mit gleicher Post Herrn Otto Krause, Berlin W 30, Lindauerstr. 11, Tel. 276501, an, an Sie die OStmark [sic] 64.- zu vergüten. Ich bin sehr
glücklich, diese Fotokopie zu bekommen, nicht minder auch Steglich-Erlangen und Dr. Emsheimer-Stockholm.

Es ist so schade, dass Sie nicht mehr musikwissenschaftlich Ihre so reichen Kenntnisse uns allen zur Verfügung stellen, aber ich kann es begreifen, nachdem Ihre ganzen Unterlagen verloren gingen.

Dankbar wärde ich Ihnen, wenn Sie mir kurz mitteilen möchten, wo der Aufsatz über Hans Heiden erschienen ist. Den Aufsatz über die Mozart-Instrumente [Kinsky 1940] hat mir Herr Dr. Emsheimer in Stockholm abschreiben lassen, wofür ich ihm sehr dankbar war.

Curt Sachs neue Ausgabe 1918 Bach-Haus Eisenach [Buhle 1918] bekam ich schon vor zwei Jahren vom Bach-Haus dediziert. Ich werde aber mit gleicher Post bei Steglich anfragen, ob er das Werk für seine Instituts-Bibliothek nicht erwerben möchte.

Ihr Hinweis auf Heft 17 der 'Stimmen' [Berner 1949] ist mir sehr wertvoll. Ich bestellte gleichzeitig bei meinem Buchhändler das Heft. Leider stehe ich mit Dr. Berner bis dato noch nicht in direkter Verbindung. Das ist schade, denn mit seinem Vorgänger bestand eine freundschaftlich-museale Korrespondenz wie auch stets mit Prof. Schultz. Auch dieser Faden nach Leipzig ist abgerissen, insbesondere seitdem Herr Ernst an die Berliner Sammlung [Musikinstrumenten-Museum] gekommen ist. Ich freue mich sehr, dass die Kriegsverluste der Berliner Sammlung doch nicht so erheblich sind.

Leider ging mir ein Taar [Tar] und eine Blockflöte, beide reich eingelegt, verloren. Ich hatte sie dem Restaurator Hartmann zur Restaurierung gesandt, der gute Hartmann kam ewig nicht zur Restaurierung und so bleibt nur noch eine ganz schwache Hoffnung, dass ev. die beiden Instrumente sich unter den geretteten Beständen befinden, worüber ich demächst einmal Dr. Berner schreiben will.

Leider komme ich sehr wenig nach Erlangen. Dadurch, dass es doch 20 km entfernt ist und viel Zeit auf dem Weg bleibt, ich andererseits mit dem Wiederaufbau des Geschäftes sehr in Anspruch genommen bin, kann ich nur selten einem halben Tag zum Besuch der Sammlung mich freimachen. Ich möchte hoffen, dass 1950 auch dies sich bessert.

Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin [Margarete Kinsky] persönlich und beruflich alles Gute

Mit besten Grüssen in alter Freundschaft // Ihr

NB. Es wüde mich interessieren, wieviele Nummern dieser Sachs-Katalog [Buhle 1918] umfasst. Mein Bachhaus-Katalog [Buhle 1939] erschien Ostern 1939 als Veröffentlichung der Neuen Bach-Gesellschaft zu Leipzig, 3. Auflage, und umfasst 233 Nummern. Allerdings steht in dieser im 3. Reich erschienenen Ausgabe kein Wort von Curt Sachs und von der 2. Ausgabe. Ich hoffe, dass ich das Exemplar irgendwo unterbringen kann und berichte wieder. // D.O."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,01,03
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Tar
Zupfinstrumente
erwähnt als
Kriegsverlust
Blockflöte
Blasinstrumente
erwähnt als
Kriegsverlust
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Kontaktinstitution
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Kriegsfolgen
Berlin
1950,01
Literaturreferenz
Kinsky 1940
Buhle 1918
Berner 1949
Buhle 1939