"Lieber Herr Dr. Rück,
Besten Dank für Ihren frdl. Brief v. 7.XI und die Karte v. 8.XII! – Das avisierte Weihnachtspäckchen mit den Nürnberger Plätzchen ist zwar noch nicht eingetroffen; der Inhalt soll uns aber auch nach den (übrigens sehr geruhsam und harmonisch verlebten) Festtagen noch gut munden.
Die 3 gewünschten Fotokopien von Eisels Buch [1738] habe ich inzwischen in der Staatsbibliothek bestellt. Sie werden zwischen Weihnachten und Neujahr ausgeführt und können am 6. Januar abgeholt werden. – Da nach Vorschlag des Fotografen für 2 gegenüberstehende Seiten nur 1 Aufnahme erforderlich ist, die 90 Pfg. (statt M [= Ostmark] 1.20) kostet, ergibt sich ein niedrigerer Gesamtpreis als zuerst angenommen: nämlich (für 66 Aufnahmen à -.90) nur M [= Ostmark] 59.40 für jedes Exemplar, d. s. 178,20Ostmark für die 3 vollständigen Abzüge. Bei dem jetzigen Kursstand erhält man beim Umwechseln für 1 Westmark 6 Ostmark. Vorausgesetzt, daß der Kursstand bestehen bleibt und sich auch nach Neujahr nicht ändert, ergibt sich (nach Abzug von 20 Westmark = 120 Ostmark) somit ein Restbetrag von 58.- + 6.- Spesen (für Fahrgelder und Umtauschgebühren) = 64 Ostmark. Wollen Sie mir um frdl. die Anschrift und die Fernsprechnummer Ihres Geschäftsfreundes mitteilen, bei dem ich am 7. Januar diesen Betrag gegen Aushändigung der Fotokopien erheben kann.
Da meine Zeit durch die Vorbereitung der Drucklegung zweier großer musikbibliographischer Kataloge jetzt vollauf ausgefüllt ist, besteht vorläufig leider nur sehr geringe Aussicht, daß ich in Zukunft – oder jedenfalls: in absehbarer Zeit – noch zu Arbeiten auf dem Gebiet der Instrumentenkunde kommen werde, zumal ich ja meine große Fachbücherei nicht mehr besitze und auch mein gesamter 'Handapparat' unwiederbringlich verloren ist. Der Aufsatz über die kurze Oktaven [Kinsky 1919] fehlt mir selbst, desgleichen die Aufsätze über Hans Haiden und sein Nürnbergisches Geigenwerk und die Mozart-Instrumente [Kinsky 1940] [.] – Haben Sie evtl. Interesse für Curt Sachs' 'Verzeichnis der Sammlung alter Musikinstrumenten im Bachhause zu Eisenach' (neue Ausgabe, [Buhle] 1918)? Es werden allerdings 5 Westmark [= DM] dafür verlangt. Dann möchte ich Sie noch hinweisen auf Heft 17 der Zeitschrift 'Stimmen' (Nov. 49; Verlag H. Knauer, Berlin-Dahlem). Es enthält einen interessanten Aufsatz von Dr. Alfred Berner über 'die Berliner Instrumenten-Sammlung', aus dem sich erfreulicherweise ergibt, daß die Kriegsverluste der Sammlung [Musikinstrumenten-Museum] lange nicht so erheblich sind wie ursprünglich zu befürchten war.
Mit besten allseitigen Grüßen und Wünschen für 1950 in alter Freundschaft // Ihr // G. Kinsky
(Meine Schreibmaschientisch ist von meiner Frau [Margarete Kinsky] für den Weihnachtbaum beschlagnahmt worden, so daß ich diesen langen Brief notgedrungen 'manu prospria' schreiben mußte!)"