NL Rück, I, C-0444f

"Lieber Herr Dr. Rück,

Haben Sie vielen Dank für Ihren frdl. Brief vom 3. und besonders auch für das gestern erhaltene Päckchen mit den köstlichen und durchaus 'friedenmässigen' Lebkuchen, die uns als nachträglicher Weihnachtsgruß auch jetzt noch sehr willkommen sind!

Die Fotokopien des Eisel'chen [sic] Buches habe ich gestern in Empfang nehmen können. Sie sind sehr gut und scharf ausgefallen und bilden somit einen vollkommenen Ersatz für den seltenen Originaldruck dieses wichtigen Quellenwerkes. Nur ergab es sich, daß sich der Rechnungsbetrag doch etwas höher stellte als im Voranschlag mitgeteilt, da auch für die Einzelseiten, um das Exemplar binden lassen zu können, Papier in Doppelformat verwendet werden mußte. Im ganzen waren also je Exemplar 72 doppelseitige Aufnahmen, für die 3 Abzüge somit 216 Aufnahmen zu je Mk. [= Ostmark] 0.90 erforderlich. Laut beigelegter Quittung beläuft sich der Gesamtbetrag also auf 194,40 Ostmark. Hiervon gehen dann 120.- Ostmark für die entliehenen 20 Westmark ab, sodass noch rund 75 Ostmark zu begleichen sind.- Herr Krause hat mir gestern geschrieben, und ich werde ihm telefonisch mitteilen, daß ich ihm am Donnerstag die Abzüge überbringen werde, obschon die Entfernung zwischen dem bayerischen Viertel (W.30) und Mahlsdorf sehr erheblich ist und der weite Weg für mich die Einbuße fast eines ganzen Arbeitstages mit sich bringt.

Neben Eisels 'Musicus' [1738] bildet Majers 'Musiksaal' [1741] die ergiebigste Quellenschrift zur Instrumentenkunde des 18. Jahrhunderts. Sollten Sie dieses Werk nicht (oder nicht mehr) besitzen, würde ich Ihnen auch hierfür die Anfertigung einer Fotokopie empfehlen, um den zur Zeit noch recht günstigen hohen Kurs der West- gegenüber der Ostmark auszunutzen.

Mein ausführlicher und gerade für Nürnberg besonders belangreicher Aufsatz über Hans Heiden ist, wie ich glaube, 1923 in der 'Zeitschrift für Musikwissenschaft' erschienen. Prof. Steglich wird diesen Jahrgang sicherlich besitzen; einen Sonderdruck habe ich damals auch der Bibliothek des Germanischen Museums zugesandt.

Es wäre sehr zu begrüßen, daß sich die beiden von Ihnen vermissten Instrumente aus Hartmann's Hinterlassenschaft in den Beständen der Berliner Instrumentensammlung noch auffinden ließen.

Die Ausgabe von Sachs' Eisenacher Katalog v. J. 1918 [Buhle 1918] zählt nur 184 Nummern auf 52 Seiten.

Kennen Sie die 'Geigengeschichten' von Alfred Berr [1949], die unlängst im Atlantis-Verlag (Zürich u. Freiburg i. Br.) erschienen sind? Das Büchlein handelt zwar fast nur von Meistergeigen und den merkwürdigen und spaßhaften Erlebnissen und Erfahrungen des bekannten Stuttgarter Geigenhändlers Hamma bei seinen Ankäufen in Italien, ist aber sehr humorvoll geschrieben und dadurch eine recht amüsante Lektüre.

Als Neuerscheinung kann ich Ihnen noch das hübsche Heft über das Händelhaus in Halle a/S. von Prof. W. Serauky (Verlag Gebauer-Schwetschke, Halle) empfehlen, in dem auch der dortige Instrumentenbestand erwähnt wird. Es gehören dazu alte Tasteninstrumente von Ruckers, Trasuntini, Giusti, ein Hubert-Klavichord von 1784, ein Tangentenflügel von Spaeth & Schmahl, eine angebliche Viola pomposa von Polluska von 1753) und andere bemerkenswerte Stücke.

In Erwiderung Ihrer freundl. Wünsche für 1950 auch namens meiner Gattin [Margarete Kinsky] verbleibe ich mit besten Grüßen // Ihr getreuer // [handschr.] G. Kinsky".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1950,01,10
Schreibort
Berlin
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Bibliothek
Literaturreferenz
Eisel 1738
Majer 1741
Kinsky 1924
Buhle 1918
Berr 1949
Serauky 1949a