"Lieber Herr Dr. Rück,
Für Ihre w. Zeilen vom 20.ds.Mts. danke ich Ihnen bestens, und es freut mich, daß Sie jetzt wieder, wenn auch noch als Rekonvaleszent nach Hause heimkehren konnten.
Neben Herrn Prof. Steglich kann ich wohl am besten Ihre großen und bleibenden Verdienste um die Instrumentenkunde würdigen und daher die Ihnen verliehene Auszeichnung nur als wohlverdiente Anerkennung bezeichnen!
Die Anfertigung der gewünschten Fotokopien habe ich sogleich in Auftrag gegeben und werde die Abzüge voraussichtlich schon übermorgen erhalten. Es handelt sich um Majers 'Musiksaal' [1741] (3 Exemplare), das 'Stimmbuch' von Nachersberg [1804] und das Büchlein von Thon [1817]. Letzteres war in der Staatsbibliothek nur in der 1. Ausgabe (Sondershausen 1817) vorhanden, also nicht in der späteren Weimarer Ausgabe aus der 1840iger Jahren. Das Buch von Kützing über die Wissenschaft der Pfte. Baukunst (1844) ist zwar im Bibliotheks-Katalog angeführt, z. Zt. aber leider nicht greifbar, d.h. verstellt oder noch nach ausserhalb verlagert. Die Fotokopie kann daher vorläufig noch nicht ausgeführt werden.
Die Gesamtkosten für die Aufnahmen werden ca. 300.- Ostmark betragen, wobei es Sie trösten mag, daß der Kurs für eine Westmark augenblicklich auf etwa 7,50 Ostmark steht. Ich werde morgen mit Herrn Krause eine Zusammenkunft im Lesesaal der Musikabteilung für Donnerstag vereinbaren, um ihm dort die Fotokopien zu übergeben.
Wie steht es nun mit den Ergänzungen der Aufnahmen zu Eisels 'Musikus autodidaktus' [1738], worüber ich Herrn Prof. Steglich am 12.ds. geschrieben habe?
Was Ihre Bücherwünsche anbelangt, so gibt es in ganz Deutschland ein ausgesprochenes Musikantiquariat wie früher Liepmanssohn in Berlin oder Lengfeld in Köln leider nicht mehr. In Berliner Buch-Antiquariaten tauchen musikwissenschaftliche Werke nur ganz gelegentlich auf, und es wäre ein ganz großer Zufall, sollten die benötigten Werke zur Instrumentenkunde dort vorhanden sein. Es kämen hierfür die zwei folgenden Firmen in Frage:
Hugo Streisand, Antiquariat, Berlin W. 50, Eislebenerstr. [handschr.] Nr.?
[Maschinenschr.] Hans Dünnebeil, Musikalienhandlung, W. 35, Potsdamer Str. 98.
Infolge meiner jetzigen Überinanspruchnahme und wegen der großen Berliner Entfernungen fehlt es mir beim besten Willen an der nötigen Zeit selbst Umschau zu halten, sodaß ich Ihnen empfehlen möchte, direkte Anfragen zu stellen und eine Desideratenliste mit Angabe aller Ihrer Bücherwünsche mitzusenden, um vorkommendenfalls Angebote zu erhalten.
Noch weniger aussichtsreich steht es mit englischen Werken und Katalogen, da hier ja noch die Schwierigkeit oder Unmöglichkeit hinzukommt, vor Wiederkehr normaler Verhältnisse, also vor Abschluß des Friedensvertrages Geldbeträge nach dem Ausland zu transferieren. Oder hat sich hierin inzwischen in der Westzone etwas geändert? Evtl. könnte ich Ihnen in London einen tüchtigen Antiquar, H. Eisemann (früher in Frankf. a/M.) nachweisen, doch muß ich erst versuchen, seine jetzige Adresse in Erfahrung zu bringen.
Mit besten Wünschen für eine weitere gute Genesung und freundschaftlichen Grüßen // stets Ihr // [handschr.] G. Kinsky".