NL Rück, I, C-0327a

Adolf Hartmann berichtet über die gemeinsam mit Orgelbauer Schuke vorgenommene Untersuchung der neuerworbenen Truhenorgel (MIR1023). Das Instrument ist baugleich mit Berlin, Kat. Nr. 299, "versenkbar mit zwei Balgriemen zum ziehen. Das Oberwerk ist noch Original, nur der untere Balgkasten ist umgebaut." Anstelle der zwei Keilbälge sind zwei neuzeitliche Schöpfbälge mit Laternen-Magazinbalg eingefügt worden, der Unterboden ist für die beiden Tritte aufgeschnitten. Am oberen Kastenrand ist der Windkanal eingeschnitten, um das Oberwerk zentriert aufstellen zu können. Den grauen Anstrich hat Hartmann untersucht, konnte sich aber noch kein abschließendes Urteil bilden. Vereinzelt fand er Spuren brauner und grünlicher Bemalung, was sich mit der Gestaltung des Berliner Vergleichsobjekts deckt. In der Windlade fanden Hartmann und Schuke die Inschrift "Gottlieb Neyser // Orgel et instrument macher // in Fraustadt A 1734", wobei er den Namen als "Meyer" interpretiert und nicht als Näser. Das Berliner Vergleichsinstrument stammt aus der Sammlung Paul de Wit, "vielleicht hat der bei der Übernahme sie als von Frankreich bezeichnet." Leider hat das Berliner Instrument keine Inschrift.

Für eine getreue Restaurierung muss MIR1023 zwei neue Keilbälge mit jeweils sechs Falten samt Windkanal erhalten. Sollte Hartmann den Anstrich der Berliner Orgel kopieren, so muss Rück 1 RM Lizenzgebühr an das Museum bezahlen.

Das angebotene Nähtischklavier von Joseph Klein hält Hartmann für zu teuer, kann allerdings keinen aktuellen Marktwert nennen. Die Berliner Sammlung hat für Kat. Nr. 16 beim Ankauf von Paul de Wit 1888 einen Preis von 250 RM bezahlt, was Hartmann als Richtwert vorschlägt, ggf. etwas darüber, keinesfalls aber 800 RM. Erkundigt sich, ob die neuerworbene Tenorgambe (MIR791) tatsächlich in Zwiebackform gebaut ist und einen "aus Spähnen zusammen gesetzten Boden" hat. Wenn dem so wäre, wäre das "ja ein sehr guter Fund, ich gratuliere." Teilt abschließend die aktuelle Adresse von Curt Sachs, Paris, Musée d'Ethnographie du Trocadero mit.

"Sehr geehrter Herr Dr. Rück! 

Vielen Dank für Ihren Brief vom 27.9.34.

Das Ergebniß der Orgeluntersuchung, habe ich Ihnen inzwischen nach Nürnberg geschickt.

Die Orgel ist also doch genau solche wie in der Sammlung, versenkbar mit zwei Balgriemen zum ziehen. Das Oberwerk ist noch Original, nur der untere Balgkasten ist umgebaut. Es waren ursprünglich 2 Keilbälge mit Riemen vorhanden, Diese sind entfernt worden und durch 2 Schöpfer mit einem Laternen  Magazinbalg ersetzt worden, der Unterboden ist ausgeschnitten für die beiden Tritte. Außerdem ist der obere Kastenrand durch eine  Leiste verbreitert, der Windkanal reingerückt, damit das Oberwerk in der Mitte steht. Mit dem Anstrich konnten wir noch  nicht viel rauskriegen, da es schon sehr spät geworden war, wir  haben nur gesehen, daß an einzelnen Stellen braun und auch grün darunten war, was sich auch mit der Orgel in der Sammlung  decken würde. Auch eine Firma haben wir gefunden, und zwar  in der Windlade, es ist folgende: 

Gottlieb Neyer // Orgel et instrument macher // in Fraustadt A 1734.

wahrscheinlich soll es Meyer heißen, und Fraustadt ist in Schlesien. Unsere stammt von d. Witt, vielleich hat der bei der Übernahme sie als von Frankreich bezeichnet.

In unserer Orgel ist leider keine Inschrift.

Um Ihre Org. wieder original zu machen, müßten zwei neue Keilbälge mit je 6 Falten und ein neuer Windkanal angefertigt  werden und dann mit Lederriemen zum ziehen.

Wenn der Anstrich nach unserer Orgel kopiert wird so kostet das 1 RMk. an die Sammlung, da wir jetzt für abzeichnen &  Fotographieren 1 Mk. berechnen, weiter ist dann nichts nötig.

Die Fotos der Nähtischklaviere sind auch nach Nürnber[g] gegangen, die beiden „Klein“ sind genau die gleichen. Ein Preis ist schwer anzugeben, wir haben 1888, 250 Mk. dafür  bezahlt. 800 Mk. ist natürlich zu viel. Wenn es ein ganz Originales Stück und gut in Ordnung ist könnte man ja auch etwas  mehr geben, aber wie viel ist schwer zu sagen.

Ist die Tenorgambe auch wirklich echt, in Zwiebackform und aus Spähnen zusammen gesetzten Boden? Das wäre ja  ein sehr guter Fund, ich gratuliere.

Die Adresse von Prf. Sachs ist: Paris, Musée  d' Ethnographie du Trocadero.

Foto Nähtischklavier anbei zurück.

Mit Hochachtungsvollen Grüßen // Ihr ergebener // Ad. Hartmann"

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1934,10,01
Schreibort
Berlin-Steglitz
Erwähnte Objekte
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Restaurierung
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Nähtischklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Hammerklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Viola da Gamba (Tenorlage)
Streichinstrumente
erwähnt als
Neuerwerbung
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Gutachten Marktwert
Involviertes Objekt
Nähtischklavier
Hammerklavier
Angebotspreis
Wert von
800
Wert bis
800
Währung
RM
Marktwert
Wert von
250
Wert bis
250
Währung
RM
Involvierte Person
Berlin
1934,10