NL Rück, I, C-0327a

"Sehr geehrter Herr Dr. Rück! 

Vielen Dank für Ihren Brief von 31. Juli.

Es freut mich, daß die Instrumente gut  dort angekommen sind, der „Aulos“ ist natürlich  ein Argul, sollte ich doch „Aulos“ geschrieben haben, so war es ein grober Fehler von mir, der eigentlich nicht vorkommen dürfte.

Bei beiden Binnenspiesslauten waren je 2 Saiten vorhanden, sollte bei einem Instrument eine Saite fehlen, so muß sie beim verpacken abgerissen sein. Das eine Instrument mit dem eingeschnürten Querriegel scheint nur als Laute gebraucht zu sein, es warn 2 Plektron an Lederriemen angebunden. Bei dem zweiten Instrument wollte ich keinen Fantasiesteg aufsetzen, da wir auch kein Original haben, ich werde mich aber noch weiter bemühen.

Der Betrag von 20 Mk. ist hier prompt eingegangen, vielen Dank.

Das Lyraklavier ist nichts besonderes, da es ja nicht mehr rein im Stil ist, die Preise  sind freilich hier in Berlin etwas anders, ich kenne noch verschiedene Lyraklaviere hier, spielbar, die auch 150 Mk kosten sollen, darunter ein Berliner „Schleip“ aus der Zeit um 1824-30, die Form  wie das „Klein“ nur viel Zierlicher mit richtigen glatten Biedermeierfüßen und kleinen Hämmerchen. Dann noch eines der anderen Form, wie unsern „Ostermann“ im Katalog, nur ist bei diesem nicht die ganze Lyra vergoldet, sondern nur die oberen Adlerköpfe, und die Füße.

Bei Wennerscheid war ich nochmal, es sind an allen vier Saiten solche Schnitzereien wie an der Vorderseite, oben ist kein Aufsatz vorhanden gewesen, es ist nur noch ein überstülpbarer Schutzkasten vorhanden.

Eine Aufnahme unserer Orgel lasse ich Ihnen sobald als möglich zu gehen.

Die kleine Orgel auf den beiden Lichtbildern ist sehr nett, sie ist doch wahrscheinlich aus der selben  Zeit als die von W. also um 1700, der Klaviatur Umfang ist wie üblich in dieser Zeit C-c³ mit kurzer Oktav. Meiner Ansicht nach können beide  Orgeln gut neben einander bestehen, da es ja ganz  verschiedene Typen sind. Es folgen die Lichtbilder anbei zurück. 

Fr. Wennersch. will übrigens noch mal mit dem Orgelbauer Hammer sprechen wegen der Reparatur, obwohl Herr W. nicht glaubt das Hammer jetzt die Reparatur übernehmen wird, ich will es aber doch versuchen und gebe Ihnen dann Bescheid.  Von dem Preis von 450 Mk. will aber W. nicht  herunter gehen.

Für heute mit Hochachtungsvollen Grüßen // Ihr ergebener // Ad Hartmann" 

Hartmann bezieht sich auf die Frage von Dr. Rück (vgl. Brief vom 31. Juli 1934), ob die ägyptische Doppelklarinette nun "Aulos" oder "Arghul" heiße. "... der 'Aulos' ist natürlich ein Argul, sollte ich doch 'Aulos' geschrieben haben, so war es ein grober Fehler von mir, der eigentlich nicht vorkommen dürfte."

Bei den Binnenspießlauten MIR1271 und MIR1272 waren jeweils zwei Saiten vorhanden, wobei das Instrument mit eingeschnürtem Querriegel wohl eine Laute war (MIR1271), da es 2 angebundene Plektren besitzt. Bei MIR1272 hat er keinen Steg angefertigt, da ihm Vorlagen fehlen und er kein Fantasieprodukt abliefern wollte.

Dankt für den übersandten Betrag von 20 RM.

Das von ihm mit dem Vertreter von Steinway & Sons begutachtete Lyraklavier ist kein rares Instrument, "die Preise sind freilich hier in Berlin etwas anders, ich kenne noch verschiedene Lyraklaviere hier, spielbar, die auch 150 Mk kosten sollen, darunter ein Berliner "Schleip" aus der Zeit um 1824-30, die Form wie das "Klein" nur viel zierlicher mit richtigen glatten Biedermeierfüßen und kleinen Hämmerchen." Ein weiteres Instrument hat die Form des "Ostermann"-Klaviers der Berliner Sammlung, allerdings ist nicht die ganze Lyra vergoldet, nur die Adlerköpfe und die Füße.

Besuchte nochmals Wennerscheid, begutachtete am Orgelpositiv von Näser (MIR1023) die Schnitzereien, die auf allen vier Seiten angebracht sind. Oben kein Aufsatz, nur ein überstülpbarer Schutzkasten vorhanden. Lässt baldmöglichst Aufnahme der Berliner Orgel anfertigen und Rück zusenden.

Die Orgel auf den beiden Fotos könnte aus derselben Zeit wie die Näser-Orgel stammen, wofür der Klaviaturumfang spricht. "Meiner Ansicht nach können beide Orgeln gut nebeneinander bestehen, da es ja ganz verschiedene Typen sind." Frau Wennerscheid will mit Orgelbauer Hammer sprechen, Herr Wennerscheid glaubt nicht, dass dieser die Reparatur übernehmen möchte. Außerdem will Herr Wennerscheid nicht unter 450 RM Verkaufspreis gehen.

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1934,08,03
Schreibort
Berlin-Steglitz
Erwähnte Objekte
Doppelschalmei
erwähnt als
Restaurierung
Binnenspießlaute
erwähnt als
Restaurierung
Binnenspießlaute
erwähnt als
Restaurierung
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Gutachten
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Preisbildung
Lyraflügel
Involvierte Person
Typ des Ereignisses
Restaurierungsethik
Involviertes Objekt
Binnenspießlaute
Involvierte Person
Berlin
1934,08,03