NL Rück, I, C-0327a

"Sehr geehrter Herr Dr. Rück! 

In voriger Woche war ich bei dem Orgelbauer, und habe mit Herrn Schuke zusammen, Ihre Orgel ganz auseinandergenommen. Es ist tatsächlich so wie Sie vermutet haben, eine versenkbare. Am Werk selber ist nichts verändert, nur der untere Balgkasten ist umgearbeitet, die alten Keilbälge sind entfernt  und durch einen Modernen Harmonium Balg, mit zwei Schöpfern  und Laternenmagazinbalg ersetzt. Der Unterboden ist ausgeschnitten für die beiden Fußtritte, außerdem ist der obere Rand des Kastens durch eine Leiste verbreitert worden, damit  das obere Werk in der Mitte steht. Alle Merkmale der alten  Einrichtung sind gut zu sehen, sodaß ohne viel Fantasie  alles wieder rekonstruiert werden kann. Es müßte also der Unterboden ausgeflickt werden, dazu neu zwei Keilbälge mit je 6 Falten und ein neuer Windkanal von den K. Balgen zum Oberwerk, ferner zwei Balgriemen zum Windmachen. Die beiden Orgeln sind nur noch in Folgenden verschieden: Ihre Orgel hat 4 Füße original, und an unserer fehlt die vordere Schnitzerei und die Deckplatte des Oberwerk mit dem Notenpult, außerdem hat Ihre Orgel eine Firma im Windkasten und unsere leider nicht, beides sind aber Werke eines  einzigen Orgelbauers. Die Inschrift ist Folgende:

Gottlieb Neyer (wahrscheinlich Meyer) // Orgel et instrument macher // in Fraustadt A 1734

Anbei folgen die Fotos der beiden Nähtischklaviere, Nr. 16  ist von Klein. Feststehend[e] Preise giebt es wohl nicht, da momentan altes mit den Preisen durcheinander geht.

Die Adresse von Prf Sachs kann ich Ihnen jetzt mitteilen, sie ist: Paris, Musée d' Ethnographie du Trocadero. die kleine Vogelpfeife ist, wenn ganz glasiert, Japanisch.

Für heute mit Hochachtungsvollen Grüßen // Ihr ergebener // Ad. Hartmann" 

Hartmann berichtet Rück von der Restaurierung der Näser-Truhenorgel MIR1023 in der Werkstatt Alexander Schuke, Potsdam. Demnach ist die Windanlage verändert und die beiden ursprünglichen Keilbälge durch einen modernen Harmonium-Schöpfer mit Magazinbalg und Laternenanschluss ersetzt worden. Für die Fußtritte wurde der Unterboden ausgeschnitten. Nach dem Vorbild der Berliner Sammlung, Kat. Nr. 299, wird nun die Windanlage mit zwei 6-Falten-Keilbälgen, Windkanälen und historischem Riemenaufzug wieder hergestellt. "Alle Merkmale der alten Einrichtung sind gut zu sehen, sodaß ohne viel Fantasie alles wieder rekonstruiert werden kann." Das Pfeifenwerk hingegen ist vollständig erhalten, muss nur überarbeitet werden. Im Unterschied zur Berliner Orgel hat MIR1023 vier originale Füße und die originale Frontschnitzerei sowie die Decklplatte mit Notenpult. Im Windkasten von MIR1023 fanden Hartmann und Schuke eine Inschrift: "Gottlieb Neyser (wahrscheinlich Meyer) [= Näser] / Orgel et instrument macher / in Fraustadt A 1734".

Übersendet die am 27. August 1934 gewünschten Fotos der beiden Nähtischklaviere aus der Berliner Sammlung, Kat. Nr. 16 und Nr. 347 (beide Sp. 87 im Sachs-Katalog 1922). "Feststehende Preise gibt es wohl nicht, da momentan alles mit den Preisen durcheinander geht." Übermittelt außerdem die Adresse von Curt Sachs in Paris, Musée d'Ethnographie du Trocadero. Ergänzend fügt er hinzu: "Die kleine Vogelpfeife ist, wenn ganz glasiert, Japanisch". Ob er damit die glasierte Gefäßflöte aus der Sammlung Sachs, MIR240, meint, ist unklar.

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1934,09,25
Schreibort
Berlin-Steglitz
Erwähnte Objekte
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Restaurierung
Orgelpositiv
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
Hammerklavier
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Personen
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Preisbildung
Involviertes Objekt
Nähtischklavier
Involvierte Person
Berlin
1934,08