NL Rück, I, C-0873b

"Lieber Herr Professor!

Ich hatte gestern Abend bereits alles vereinbart, damit ich heute Abend Sie besuchen und mir den musikalischen Genuss nicht entgeben lassen könne. Nun meldet sich soeben der Klavierhändler Faaber aus Mainz an, mit dem ich schon seit Monaten wegen eines Tangenten-Flügels verhandle. Da der Mann extra von Mainz kommt und der Tangenten-Flügel zur Abrundung wichtig ist, muss ich wohl oder übel auf das schöne Haus-Konzert im reizenden Damenflor verzichten. Dies tut mir sehr leid. Sie schrieben mir auch nicht, wenn das Konzert beginnt: sonst könnte ich vielleicht doch in letzter Minute versuchen auf 1 - 2 Stunden nach Erlangen zu kommen.

Dass Sie ausgerechnet am letzten Tag der Bergkirchweih das Haus-Konzert veranstalten, hat mich gewundert: die Damen gingen doch sicherlich auch gerne zum letzten Kirchweihtag. Oder täusche ich mich?

Das Amulett kommt für uns nicht in Frage, da wir momentan gewaltig sparen müssen. Die Sache mit den Erwerb des deutschen fünf-oktavigen, zweimanualigen Gräbner-Cembalos tritt in ihr End-Stadium und wenn sie zusammengeht, muss ich gewaltig blechen. Aber für das Amulett wäre doch die gegebene Stelle das Mozarteum in Salzburg. Wollen wir nicht die Dame veranlassen, dass sie es dort anbietet?

Wissen Sie zufällig wer den musikalischen Zauber bei der Friedericiana lt. beiliegendem Bericht veranstaltete?

Den Dulcken-Flügel bei Limmert wollen wir uns diese, spätestens kommende Woche ansehen. Ich verständigte Limmert in diesem Sinne, ohne jedoch Ihren Namen zu erwähnen.

Wie geht es der Gattin?

Konnten Sie mit der Magnifizenz [Johannes Reinmöller] inzwischen wegen der Flügelfrage sprechen? Wie Sie wissen, ist er noch an einen anderen ernsten Reflektanten angeboten.

Einliegend Einladung von Professor Schultz, die ich Ihnen persönlich übergeben soll. Sie fahren doch zum Bach-Fest? Wenn Sie nächsten Samstag wegfahren, könnten wir gemeinsam bis Jena miteinander reisen. Ich beabeichtige Samstag/Sonntag nach Jena zu fahren.

Eine Gambe könnte ich Herrn Dr. Behr schon leihweise zur Verfügung stellen, wenn er sie nicht zu lange benötigt, da ich sie aus der Vitrine herausnehmen muss. Hierüber können wir beim nächsten Zusammensein sprechen. Könnte man den Herrn Dr. Behr nicht auch zum Drehleier-Lernen veranlassen? Schuster sucht einen Partner. Schultz sagte mir, dass die Haydn-Drehleier-Stücke ausnahmslos zwei Spieler erfordern.

Mit freundlichen Grüssen // Ihr".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1935,06,17
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Zweimanualiges Cembalo
Tasteninstrumente
erwähnt als
Ankauf
Verhandlung
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Kaufinteresse
erwähnt im Zusammenhang
Leihgeber(in)