"Lieber Herr Dr. Rück!
Als ich heute morgen das Heft der Schweizerischen Musikzeitung mit meinem Klavierklang-Aufsatz erhielt [Steglich 1935b], hatte ich das Gefühl, als bekäme ich die größte Ohrfeige, die ich je in meinem Leben erhalten habe. Werde ich da hinter den Lausejungen-Bolschewisten H.H. Stuckenschmidt gesetzt!!!!! Meine Bedenken sind also leider nur allzu begründet gewesen. Diese Zusammenkoppelung meines Aufsatzes mit dem von Stuckenschmidt durch den Schriftleiter kann nur entweder aus Dummheit, völliger Unkenntnis dessen, worauf es in der Musik und überhaupt ankommt, oder aus Unverschämtheit zustande gekommen sein.
Sie, lieber Herr Dr., haben es gut machen wollen. Leider sind die finsteren Mächte manchmal stärker!
Ich werde dem famosen Schriftleiter die Anordnung übermitteln, das Honorar für den Aufsatz dem Herrn Hauptleiter Sauer für die NS-Kulturgemeinde Erlangen zu übersenden. Ich will mit dieser Zeitung nichts mehr zu tun haben.
Ihre Besserung hat hoffentlich solche Fortschritte gemacht, daß Sie bald wieder in Nürnberg landen werden. Als ich mich gestern einmal telefonisch nach Ihrem Ergehen erkundigte, wurde allerdings bezweifelt, daß Sie schon vor dem Fest kommen würden. Bei dem jetzigen Wetter ist es allerdings in Nürnberg auch nicht besonders reizvoll.
Ihnen und Ihrem Herrn Bruder die besten Grüße und Wünsche für ein gutes Fest // Ihr // [handschriftl.] RudolfSteglich."