"Lieber Herr Dr. Rück!
Durch meine Frau, die gestern abend in Nürnberg zum Kalix-Konzert war und bei dieser Gelegenheit, oder vielmehr vorher auch mit Ihrem Herrn Bruder gesprochen hat, erfahre ich, daß Sie schon eine Woche lang mit einer Grippe im Münchener Hotel liegen. Das ist ja ein scheußliches Pech, gerade auf der Reise so gepackt zu werden! Wenn herzliches Bedauern und gute Wünsche etwas helfen, so müßten Sie von mir aus mitten zwischen gestern und heute, nämlich um Mitternacht nach der Ankunft des letzten Nürnberger Autobus in Erlangen, zur Minute als mir meine Frau von Ihrer Erkrankung berichtete, wieder gesund geworden sein. Und für den Fall, daß meine guten Wünsche nicht so prompt gewirkt haben sollten, wünsche ich Ihnen doch eine möglichst baldige Wiederherstellung!
Seit jenem letzten Konservatoriumskonzert bin ich nicht wieder nach Nürnberg hinübergekommen. Inzwischen hat das Semester angefangen, mit einem Minimum von Studenten, wenn es auch bei mir nicht so schlimm ist, wie ich eigentlich erwartet hatte. In der einen Vorlesung über Beethovens Klaviersonaten saßen sogar 8 Leute da. Für heutige Verhältnisse eine ganz erhebliche Anzahl.
Gestern ist auch die Korrektur des Aufsatzes vom Klassischen und romantischen Klavierklang aus Zürich eingetroffen.
Magnifizenz Reinmöller ist nun nach Würzburg abgefahren. Aber er hat noch seine hiesige Wohnung und wird überhaupt wohl des öfteren wieder sich hier sehen lassen. In der Flügelsache ist also noch nichts zu unternehmen. Wer weiß, wie das mit der beabsichtigten Stiftung nun werden wird!
Mit herzlichen Grüßen und den besten Wünschen für sofortige Gesundung // Ihr // [handschriftl.] RudolfSteglich."