"Lieber Herr Doktor,

haben Sie herzlichsten Dank für Ihren lieben Brief und das Päckchen!

Das Bewußtsein, daß meine Freunde und Bekannte an meinem Schicksal tilenehmen, erleichtert mir mein Los.

An das Kasernenleben habe ich mich noch nicht angewöhnt und leide sehr an Heimweh.

Kürzlich besuchte mich meine gute Frau. Als ich sie auf den Bahnhof begleitete, könnte ich direkt heulen.

Das Schlimmste ist, daß ich mitten aus der produktivsten, erfolgreichen Arbeit herausgerissen wurde, nach der ich mich wieder sehne.

Meine zukünftigen Schicksale sind völlig ungewiß und diese Ungewissheit belastet mich sehr. Doch alles Verzagen hilft nichts; ich muß versuchen meine Los so tapfer und gleichmütig wie möglich zu tragen.

- Die Photos von den Silbermann-Clavichorden haben mich nicht mehr erreicht. Mit Hartmann werde ich mich in Verbindung setzten, da ich gerne wissen möchte, wie die Rippen auf dem Resonanzboden ausgesehen haben. Doch zweifle ich sehr, ob Hartmann die Einzelheiten behalten hat. Schade, daß er keine Zeichnung gemacht hat: sie wäre aufschlussreicher als manch dicke Bücher!

Wie wenig die 'Innenseite' der Tasteninstrumente beachtet wird, ist kaum zu glauben, dabei sind die technischen Einzelheiten, besonders die Berippung von ebenso großer Bedeutung, wie etwa die Lage des Baßbalkens und der Stimmen [?] bei den Streichinstrumenten.

Leben Sie wohl, lieber Herr Doktor, bleiben Sie gesund und seien Sie herzlichst gegrüßt von // Ihrem // AKreutz".