"Lieber Herr Kreutz!
Vielen Dank für Ihre beiden Briefe vom Januar. Ich kann erst heute antworten, da mein Bruder inzwischen eine Bronchitis bekam mit leichter Rippenfellentzündung, doch ist er jetzt gottlob auf dem Weg der Besserung und die Ärzte wie er sind mit seinem Befinden zufrieden. So kommt es, dass ich Ihnen erst heute näheres mitteilen kann.
Ich habe gelesen, dass das Clavichord bei dem Schulmeister noch nicht zu haben ist und möchte Sie bitten, gelegentlich wieder dort Tuchfühlung zu halten. Desgleichen bei Klinkerfuss, für dessen Pleyel- oder Arard-Flügel [Erard, MIR1125] ich nach wie vor grosses Interesse hätte. Allerdings müsste man diesen Flügel in absehbarer Zeit bekommen; denn wie ich ihn sa[h], waren bereits die Motten in den Filzen. Wenn die Motten auch noch die Hammerfilze packen würden, wäre es möglich, dass die alte Hammerbefilzung flöten geht und dann ist das Instrument historisch beinahe rettungslos verdorben, weil heute kein Mensch weiss, wie der französiche Fabrikant seinerzeit befilzte.
Schade ist es, dass das Silbermann-Clavichord in Markneukirchen nicht loszueisen ist, wenn Sie sonst von einem Clavichord hören, wäre ich Ihnen sehr dankbar.
Kürzlich schwefelte mir einer etwas vor, dass er ein Clavichord wisse, dessen Tangenten halb mit Leder überzogen und halb blank wären. Sollte es sich hier um die berühmte sagenhafte 'Zelestin-Vorrichtung' handeln? Der Preis für das Clavichord ist auch ganz bescheiden; ich hörte von RM 1000.-- ! Ich habe das Ding nochtnicht gesehen, werde es aber demnächst durch Vermittlung einer meiner Bekannten sehen können. Der Besitzer ist ein ganz eigenartiger Kauz, mit dem sehr schlecht zu ackern ist, der aber mit meinem Freund sehr gut steht.
Inzwischen erhalte ich vielleicht von Ihnen einige Andeutungen, auf was ich alles zu achten hätte.
Ohne mehr für heute mit herzlichen Grüssen wie immer // Ihr".