"Lieber Herr Kreutz!

Freundlichen Dank für Ihren Brief vom 20. d.M.. Den Aufsatz über die Potsdamer Silbermann-Hammerflügel bekomme ich in Abschrift: er ist offenbar nicht im Druck erschienen, denn sonst hätte mir Lütge die Quelle namhaft gemacht. Die Mechanik der Silbermann-Flügel ist tatsächlich eine Kopie der Christofori-Mechanik.

Bezüglich der Rosette in dem von mir erstandenen Clavichord folgendes: Ihre Ansicht kann richtig sein, aber es gibt auch Gründe, die gegen sie sprechen: die Klavierbauerfamilie Ruckers z.B. hat in diesen Rosetten immer die Anfangsbuchstaben der Namen angebracht, sodass man ebensogut die Ansicht vertreten kann, die Buchstaben sind die Anfangsbuchstaben der Namen des Erbauers.

Sowie ich G[o]ehlinger retour bekomme, werde ich einmal suchen, ob vielleicht darin etwas zu finden ist. Auch Geigenmacher haben bekanntlich Initialen verwendet.

Übrigens war ich Mittwoch in Stuttgart und transportierte die ganze Leibbrand-Sammlung ab nach Nürnberg. Ich hatte leider keine freie Minute, um Sie anzurufen.

Die Fotokopie des G[o]ehlinger liegt für Sie zur Abholung bereit bei dem Geigenbauer Kochendörfer, der sein Geschäft hinter dem grossen Warenhaus von Bräuninger hat. Herr und Frau Kochendörfer sind informiert, dass Sie dort die Fotokopie in  Empfang nehmen. Ich hätte Sie Ihnen gerne schön gebunden überreicht, aber das hätte Sie noch ein paar Monate Wartezeit gekostet.

Bitte kontrollieren Sie nach, ob alles vollzählig ist. Sie soll ein kleines Zeichen meiner Anerkennung für Ihre steten hilfsbereiten Liebenswürdigkeiten sein.

Sonst gibt es nichts neues in Clavichorden.

Haben Sie Herrn Dr. Luithlen in Wien geschrieben?

Inzwischen mit herzlichen Grüssen // Ihr".