NL Rück, I, C-0482c

"Lieber Herr Kreutz!

Freundlichen Dank für Ihren Brief vom 14. d. M., dem ich gerne entnahm, dass Sie noch da sind und dass es Ihnen soweit gut geht.

Die Aufnahme der Klinckerfuss-Sammlung suchte ich gestern den ganzen Tag im ganzen Haus, ohne Sie zu finden. Sämtliche Koffer suchte ich durch. Sie werden es mir deshalb nicht übel nehmen, wenn ich Sie bitte, doch einmal in Ihrem Auto nachzusehen oder unter Ihren Sachen, ob ich Ihnen nicht schliesslich aus Versehen statt der Buchabschrift den Klinckerfuss-Akt mitgegeben habe. Die Sache ist mir um deswillen sehr unangenehm, weil die ganzen technischen Aufnahmen darinnen sind, auch die Bezugsstärken der Hammerflügel, ferner, was an den Instrumenten zu machen ist. Die Schätzungswerte von Schultz kann ich von Klinckerfuss wieder haben, aber die technischen Aufnahmen nicht. Ich kann nicht ohne weiteres diese Aufzeichnungen ersetzen, denn dann müsste ich wieder nach Stuttgart fahren und Tage opfern, wozu ich überdies jetzt keinerlei Zeit habe.

Sie können sich denken, dass ich infolgedessen alles durchsuchte, auch die unmöglichsten Gegenstände. Ich hielt eine förmliche Haussuchung, aber bisher ergebnislos.

Vielen Dank für die Raritäten, die mich natürlich ausserordentlich interessieren und mit denen Sie mir viel Freude machten. Das Traktat über den Dudelsack würde mich natürlich sehr interessieren, wenn Sie es gelegentlich finden.

Dass die Hochschule geschlossen bleibt, weiss ich. Die Leipziger Universität bleibt geöffnet.

Für Ihre Haushaltsarbeiten wünsche ich Ihnen alles gute: ist vielleicht leihweise ein feines Wiener Kochbuch gefällig? So will ich Ihnen gerne damit dienen. Steglich hat zum Glück eine größere Arbeit über Händel, Übersetzung einer Oper und musikalische Bearbeitung, sodass er wenigstens dadurch etwas Verdienst hat. Denn der ganze Universitäts- und Musikbetrieb ist ja lahmgelegt. Ihre Grüsse werde ich übermitteln. Seine Vertragsmässige Stellung am Konservatorium wurde wie allen Vertragspartnern gekündigt, sodass kaum ein Musiklehrerseminar zusammengeht.

Das Geschäft ging in den letzten acht Tagen gut. Ich vermute aber, dass es jetzt nachlässt, denn es wird sich vermutlich um Angstkäufe gehandelt haben.

Ihnen und Ihrer Frau alles gute und nehmen Sie mir bitte meine nochmalige Anfragen nicht übel.

Inzwischen mit herzlichsten Grüssen // Ihr getreuer".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1939,09,18
Schreibort
Nürnberg