"Lieber Herr Kreutz!
Freundlichen Dank für Ihre Mitteilung vom 30. Nov. d.J. Ich bin froh, dass es Ihnen halbwegs zufriedenstellend geht und Sie jetzt einen festen Ruhepunkt haben. Mir geht es gesundheitlich noch nicht besonders, mein Hautauschhlag wird langsam wieder stärker und mit der Schlaferei hapert es bedenklich. Ich fahre jetzt doch in den nächsten Tagen noch nach Wien, um meine Ärztes zu hören.
Prof. Steglich war acht Tage auf der Reichs-Mozart-Woche in Wien und hielt dort einen Vortrag. Ab Freitag war er wieder hier. Ich spreche ihn erst morgen. Gesundheitlich geht es ihm zufriedenstellend, doch muss er sehr viel arbeiten, um die Familie erhalten zu können, da man leider Gottes für a.o. Professoren wenig Geld übrig hat.
Soeben bringt mir die Post die mir noch fehlenden kleinen Stücklein, die Sie bei Schott erscheinen liessen. Ich freue mich sehr darüber und denke immer an Sie, wenn ich sie spiele. In Clavichorden nichts neues. Das Salzburger Instrument der Reichshochschule hat nicht mehr den originalen Boden, sodass wir wohl oder übel einen neuen Boden einsetzen müssen. Das Instrument hat die unten verzeichneten Ausmasse, ist also ein kleines Tischclavichord von 1720.
Fotografie des Bodens von unten und von oben l[asse] ich folgen, vielleicht können Sie mir einen Rat gebe[n,] ob man den neuen Boden in der gleichen Dimensionieru[ng] halten und in der gleichen Rippenanlage halten kann. Es stammt aus der Regencezeit 1720 - 30.
Alte Instrumente werden z.Z. nicht mehr angeboten, wei[l] kein Mensch solche verkaufen will. Nicht einmal Neup[ert] verkauft z.Z. historische Klaviere. Zu Weihnachten wi[ll] ich nach Kitzbühel, Bahnhofhotel Klausner. Hoffentlich kann ich fahren. Ich denke aber schon.
Wie geht es Ihrer Frau?
Wünschen Sie Lesestoff und welcher Art, so will ich mich gerne darum benühen.
Indessen viele liebe Grüsse und eine gesegnete Weihnacht // von Ihrem getreuen
NB. Das Clavichord hat folgende Ausmasse am äusseren Kästen: 108,2 x 29,2 x 9,3.
Der Resonanzboden des Clavichords ist neu. Er wurde durch einen bürgerl. Büchsenmacher Johann Gitzl, Salzburg, am 18. Dez. 22 - wahrscheinlich zum Christkindl! - hineingemurkst. Der Boden ist 2,6 - 3,2 mm stark, der Steg läuft in einem schräg gebogenen S, ist ebenfalls erneuert und die einzige vorhandene Rippe steht zum Stegverlauf in einem Winkel von ungefähr 80 Grad quer.
Wie stark wird man den neuen Boden zweckmässig mach[en] und die Rippe legen? // D.O."