NL Rück, I, C-0482c

Lieber Herr Kreutz!

Freundlichen Dank für Ihren Brief vom 27.d.M. und für Ihre belangreichen Mitteilungen, die mir sehr wertvoll waren. Sie erreichten mich in Wien und von dort aus konnte ich Ihnen nicht antworten, da ich tagsüber immer beim Arzt, Zahnarzt und bei diversen Klavierfabrikanten zu tun hatte und abends saumüde und abgespannt war.

Doch konnte ich etwas für Sie schaffen: das berühmte Clavichord steht im Palais Pallavicini und zwar in der Musikinstrumentensammlung des Kunsthistorischen Museums Wien, die durch Dr. Luithlen betreut wird. Dieses Friederici-Clavichord ist aber Eigentum der Städt. Sammlungen Wien. Ohne Genehmigung von deren Leitung dürfen an dem Instrument keine  Messungen, Zeichnungen oder Fotografien vorgenommen werden. Ich habe Ihnen aber alle Wege geebnet und zwar in folgender Weise:

Sie schreiben einen netten Brief an die // Leitung der Städt. Kunstsammlungen Wien, // z.Hd. von Herrn Dr. Buchowiecki, // Wien I, Neues Rathaus,

und geben in diesem Brief all Ihre Wünsche bekannt und beziehen sich darauf, dass Herr Dr. Luithlen die Liebenswürdigkeit hatte, Herrn Dr. Buchowiecki von Ihren kommenden Wünschen telefonisch in Kenntnis zu setzen. Herr Dr. Buchowiecki wird Ihnen dann die  Erlaubnis zu den Studien erteilen und dann schreiben Sie mit dieser Erlaubnis an Herrn  Dr. Luithlen, Wien I, Josefsplatz 5, Kunsthistorisches Museum Sammlung alter Musikinstrumente, und bitten ihn, dass er die gewünschten Fotografien gegen Kostenberechnung machen lässt und die gewünschten Messungen durch seinen  Kon[s]ervator, Herrn Sobolak. Herr Dr. Luithlen ist auch von diesem Brief Ihrerseits bereits verständigt und so wird alles glatt gehen. Die Sache sieht komplizierter aus als sie in Wirklichkeit ist, aber das Verfügungsrecht über das Instrument hat ja die Stadt und nicht das Kunsthistorische Museum.

Die Signatur des Instruments lautet

C.E. Friederici // Gera 1772

und trägt die Inventarnummer 9[.]

Die Fotokopie der 'Geschichte des Clavichords' ist fertig, ich muss nur noch auf meinen Buchbinder warten, der momentan im Krankenhaus liegt, damit Ihnen das Buch in würdigem Gewand zugeht als kleine Anerkennung für die Gefälligkeiten, die Sie mir bisher erwiesen.

Im übrigen brauche ich schon wieder etwas:

es gibt englische Doppel-Flageoletts und sogar ein Drippel-Flageolett besitze ich. Der Münchener Blockflötenspieler [Konrad] Lechner und Gambist möchte sich auf meinem Doppel-Flageolett einspielen und ich frage an, ob Ihnen aus Ihren umfangreichen Literaturstudien vielleicht etwas bekannt ist über eine Schule oder über Literatur zu diesem Instrument.

Freundlichen Dank im voraus.

Ihnen und Ihrer Gattin herzliche Grüsse // von Ihrem".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1941,04,25
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Klavichord
Tasteninstrumente
erwähnt als
Foto(s)
erwähnt als
Detailinformation(en)
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Standort Musikinstrument(e)
erwähnt im Zusammenhang
Eigentümer(in) Musikinstrument(e)
Literaturreferenz
Goehlinger 1910