"Lieber Herr Doktor,
vielen Dank für Ihren Brief und die Abschrift Ihrer Korrespondenz mit Lütge.
Über die Potsdamer Silbermann-Hammerflügel habe ich schon einen Aufsatz gelesen, der aber noch vor dem Weltkrieg geschrieben war. Darin werden die Resultate einer Untersuchung dieser Flügel beschrieben. Ihre Mechanik soll eine genaue Kopie der Christophori-Mechanik sein, wodurch nachgewiesen wird, daß Silbermann seine Hammerklaviere nicht selbstständig erfand, sondern nur kopierte.
Da es sich in diesem Fall nicht um Clavichorde handelt, weiß ich nicht mehr genau, wo dieser Aufsatz erschien. Irgendwo wird das in meinen Notitzbüchern stehen, aber vorerst habe ich keine Zeit, danach zu suchen.
Ihr neues Clavichord mit kurzer Oktave ist tonlich ganz gut, doch vertrete ich nach wie vor die Ansicht, daß kein altes Clavichord seinen ursprünglichen Klang nur annähernd wiedergibt.
Was die Rosette anbelangt, so bin ich fest überzeugt, daß die Initialen den Namen des Besitzers, nicht des Erbauers andeuten. Früher waren die Künstler nicht so eitel wie heute. Ihren Namen brachten sie ganz versteckt an oder meistens auch gar nicht. In so auffallender Weise aber nie.
Das Instrument ist sicher auf Bestellung gearbeitet worden und die Rosette wurde so mitbestellt. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts signieren die Instrumentenmacher ihre Erzeugnisse etwas auffälliger, doch nie so wie bei dem Clavichord. Die Initialen spielen hier die gleiche Rolle wie die Wappen, die die Besitzer auf ihren Geräten oder Instrumenten anbringen ließen.
Herzliche Grüße // [handschriftlich] Ihr // AKreutz".