"Lieber Herr Kreutz!

Freundlichen Dank für Ihren letzten Brief, vom 12. Dezember 1936.

Ich sprach inzwischen mit Herrn Dr. Schilling [Spilling] und er teilte inliegend alles weitere zur Aufklärung mit. Sie ersehen daraus, dass es ihm ernst ist. Ebenso ist es mir ernst, dass sie und Herr Spang b[ei] mir übernachten könnten. Es wäre sehr nett, wenn Sie nach dem Konzert noch einige Tage in Nürnberg bleiben würden und Sie sind auch dafür selbstverständlich unser Gast. Inzwischen bekam ich noch ein bundfreies Clavichord, signiert 1782 mit vollem alten Bezug, also für Sie ein gefundenes Fressen.

Dass Sie auf Ihre Anfrage in der deutschen Instrumentenbauzeitung keine Antwort bekamen, erschien mir im Voraus wahrscheinlich. Fast alle deutschen Instrumentenbauer haben ja von historischen Instrumenten noch nicht einmal einen Dunst. Umso verdienstvoller Ist es von Ihnen, dass Sie sich so eifrig um die Sache annehmen.

Ich danke Ihnen für Ihre Zusage, die Reparaturen zu überwachen; darüber sprechen wir im ganzen eingehend in Nbg., da ich den Reparateur nich[t] vor April freibekomme. Denn er muss uns erst die beiden Mozart-Fflügel aus Salzburg in Leipzig unter Aufsicht von uns und Herrn Marks [Marx] machen.

[Blatt 2]

Die Mechanik kam gut an und machte mir grosse Freude.

Es ist jammerschade, dass dazu nicht mehr das Instrument vorhanden ist. Was alles im Laufe der Jahrhunderte von Idioten zerstört wurde. Ein Verbrechen an der Musikwissenschaft. In Wien erfuhr ich, dass vor Jahren zwei offenbar sehr schöne alte Hammerflügel zur Herstellung von ff. Wienerkaffee verbrannt wurden, zum Glück konnte ich das Clavichord noch retten. Dass das besondere Clavichord aus Leipzig auch hier ist, schrieb ich Ihnen ja schon.

Bitte schreiben Sie Herrn Dr. Schilling [Spilling] recht bald, da wir die übrigen Abende erst festlegen wollen, wenn Sie sich entschieden haben.

Mit herzlichen Grüssen an Sie und die ganze Familie bin ich wie immer // Ihr sehr ergebener".