"Sehr verehrter, lieber Herr Doktor,

Herzlichen Dank für Ihre Karte aus Bad Gastein. Die Hammerklaviermechanik habe ich erst gestern abgeschickt, da die Kassler Musiktage dazwischengekommen sind.

In Kassel habe ich einen grossen Erfolg gehabt: die Leute haben zum ersten Mal richtiges Clavichordspiel gehört. Ich bin durchaus nicht eingebildet, aber das bilde ich mir nun doch ein, wesentlich besser zu spielen, als die jugendbewegten 'Blockflötenmusiker'.

Die Ausstellung der Instrumente zeigte deutlich, dass der Clavichordbau noch gar nicht auf der Höhe ist: alle ausgestellten Instrumente wiesen Fehler auf, die von ungenügendem Studium alter Modelle herrühren oder eine Konzession an die Käufer darstellen.

In Zukunft werde ich mir meine Instrumente selbst bauen. Mein Schwiegervater schlug mir vor, meine Clavichorde in der Tischlerei seiner Fabrik zu bauen, was ich auch mit Freude machen werde. Mir werden dadurch Zusammenstösse mit Merzdorf erspart und die Möglichkeit gegeben ganz nach meinem Gutdünken zu bauen.

Sagen Sie das jedoch vorerst Niemandem, damit es kein böses Blut gibt. Den Instrumentenmachern werde ich keine Konkurrenz machen, da ich nur Instrumente zum eigenen Bedarf, nicht zum Verkauf bauen werde.

In der Oktober-Nummer der 'Deutschen Instrumentenbau-Zeitung' wird auf meine Veranlassung eine Rundfrage veröffentlicht, die den Zweck hat aus dem Leserkreise Äusserungen zur Frage der Besaitung zu bekommen. Vielleicht werden sich dadurch Aufschlüsse über die uns interessierende Materie ergeben.

Heute werde ich an Dr. Spilling schreiben. Wenn der Clavichordabend in Nürnberg klappt, so werden wir Gelegenheit haben über alle diese Probleme mündlich zu verhandeln; ausserdem würde ich im Germanischen Museum noch eingehende Messungen machen.

Inzwischen grüsse ich Sie und Ihren Bruder, den ich leider noch nicht persönlich kenne, auch im Namen meiner Frau // Ihr // [handschriftl.] AKreutz".