NL Rück, I, C-0482b

"Sehr verehrter, lieber Herr Doktor,

Nun bin ich wieder nach dem 'Schwobaländle' zurückgekehrt und kann Ihnen Auskunft über die gewünschten Sachen geben:

I. Das Cembal d'amour ist nicht blos ein Phantasiegebilde, wie Herr Marx meint, sondern ein Instrument, das von Silbermann wirklich gebaut, und noch mehr: von Hähnel nachgebaut wurde. Darüber können Sie Näheres erfahren aus dem Aufsatz 'Gottfried Silbermann und sein Cimbal d amour. Mitteilungen nach Materialien aus dem Sächsischen Hauptarchive.' von Julius Rühlmann (in 'Monatshefte für Musikforschung' Jahrgang 1870, Heft 8).

Im Übrigen habe ich vollkommen recht gehabt: der Hauptfehler des Instruments liegt darin, dass die Töne leicht in die Höhe getrieben werden können. Darüber schreibt Adlung in 'Musika mechanica organoedi' S. 125 (Bd. II):

'Weil die Seyten viel länger sind als auf den Clavichorden, und in der Mitte angeschlagen werden, folglich auf beyden Seiten frey sind; so können sie viel mehr als auf dem Clavichorde durch eine sanfte Bewegung der Tasts, bebend gemacht werden. Doch kann hierbey durch allzustarkes Niederdrücken, die Seyte sehr leicht gar zu hoch klingend werden. Und eben dies ist die grösste noch nicht gehobene Unbequ[e]mlichkeit dieses Instruments...'

Herr Marx, der das Gegenteil behauptete, hat nicht erwogen, dass bei einer starken Saitenspanmung (und eine solche ist beim Cembal d'amour unerlässlich) die Verhältnisse ganz anders liegen, wie bei einer schwachen.

Über Cembal d'amour schreibt auch Mattheson in 'Critica Musica' Bd. II S. 243. Ausserdem kann ich nachweisen, dass dieses Instrument in Böhmen in Gebrauch war.

2. Die Nachahmung der Zither auf dem Clavichord (vergl. Löhleins Clavierschule) kommt vor in der Kantate 'Der Bergmann'[.] Diese befindet sich in 'Oden und Lieder mit Melodien, nebst einer Cantate der Bergmann. In Musik gestzt von Friedrich Gottlob Fleischer. Braunschweig und Hildesheim, 1757'.

Im Vorwort zu diesem Werk schreibt Fleischer:

'Der Inhalt gegenwärtiger Cantate hat mich zu einer Nachahmung der Zyther bewogen, welche, besonders auf dem Clavier auch ganz wohl möglich ist, wenn man nemlich mit den Fingern der linken Hand auf dem Tastaturen, als z. E. fis [ais/dis] liegen bleibt, und mit dem zweyten oder dritten Finger der rechten Hand hurtig, und weder zu gelinde, noch zu stark, um die Gegend über den Saiten streicht, wo sie von den Tangenten gehoben worden, so glaubt man eine natürliche Zyther zu hören...'

3. Ausser Röllig schrieb Franz Konrad Bartl über die Glasharmonika:

a) 'Nachricht von der Harmonika. Olmütz 1796.' (Exemplare in Salzburg, Studienbibliothek und Bibl. der Gesellschaft der Musikfreunde, Wien)

b) 'Abhandlung von der Tastenharmonika. Brünn 1798'. (Exemplare in Berlin. München, Dresden, Leipzig).

Werke für die Glasharmonika: von Röllig, Karl Leopold:

1. 'Kleine Tonstücke für die Harmonika oder das Pte...Leipzig 1798.' (Ex. in Dresden und Schwerin).

2. Vier Konzerte f. 2Viol., 2 Violen, Vcl., Fag., 2 Hörner, Flöte, Harmonica und B. (in der Nationalbibl.Wien).

Von Naumann, Joh. Gottlieb:

6 Sonates pour 1 Harmonica, qui peuvent servir aussi pour le Pianoforte. Dresden o.J.

Seconde partie 6 Sonates...(wie oben)

(Ex. in Dresden and Berlin).

Von Reichardt, Joh. Friedr.

Rondeau per 1 armonica, 2.V. 2.Viole e B. (Ms. 18531 der Nationalbibl. Wien)

Weitere Werke für Glasharmonika sind mir leider nicht eingefallen (ich habe jedoch welche gewusst).

In angenehmer Erinnerung an die in Nürnberg verbrachten Tage grüsse ich Sie herzlich

Ihr // [handschriftl.] AKreutz

P.S. Ein kurzes Verzeichnis Ihrer Gamben erwarte ich noch.

[ab hier Handschrift Hilde Kreutz-Sorgel]

Lieber Herr Dr., Ihre lb. Karte u. der 'süße' Gruß haben mich recht herzlich gefreut u ich danke Ihnen vielmals dafür. Hoffentlich dürfen wir Sie recht bald einmal wieder bei uns sehen!

Mit den besten Grüßen // Ihre Hilde Kreutz."

Empfänger Person
Datum
1937,05,31
Schreibort
Stuttgart
Erwähnte Objekte
Tasteninstrumente
erwähnt als
Vorlage(n) Nachbau
Literaturreferenz
Rühlmann 1870
Adlung 1768
Mattheson 1725
Löhlein 1773
Fleischer 1757
Röllig 1787
Bartl 1798