"Sehr verehrter, lieber Herr Doktor,
Haben Sie herzlichsten Dank für Ihren Brief und Ihre Karte, die ich erst heute beantworte, weil ich in der letzten Zeit vor lauter Arbeit zu gar nichts mehr gekommen bin.
Ich habe nicht nur im Rundfunk viel zu tun, sondern auch im Zusammenhang mit den Stuttgarter Musiktagen, meinem nächsten Clavichordabend u.s.w. Gedacht habe ich an Sie aber oft, von meiner Frau nicht zu reden, die ja bekanntlich für Sie eine besondere Schwäche hat.
Ihr Vorschlag, das Clavichord von 1782 mir zur Untersuchung zu schicken, wollen wir noch vorerst überlegen: da ich augenblicklich kaum dazu Zeit hätte, ausserdem weiss ich nicht, ob das Instrument wirklich so interessant ist. Sie haben ja für Tiroler Clavichorde und Tiroler Weine eine besondere Schwäche - ich dagegen (wenigsten was die Weine anbelangt) nicht.
Wenn ich nach Nürnberg komme, werde ich alle Clavichorde nochmals genau ansehen und mich ihrer auf alle Fälle annehmen. Ich habe in Stuttgart auf einem Dachboden vier Clavichorde aufgestöbert, die ich, sobald es warm wird genau untersuchen will. Ich hoffe im Sommer, wenn ich etwas mehr Zeit habe, mit dem Saitenproblem ein gutes Stück voran[zu]kommen. Es ist schade, dass man wegen dem Geldverdienen (das der Teufel erfunden hat) so wenig Muße für die eigene Arbeit hat.
Aus der Zusammenarbeit mit Maendler wird wahrscheinlich nichts; Merzdorf macht in der letzten Zeit wieder Annäherungsversuche; er bezahlte einen Teil seiner Schulden und versprach bald den Rest zu begleichen. Wie dem auch sei - die Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe, liessen mich zu dem Entschluss kommen, dass ich in Zukunft mit den Instrumentenmachern nur in der Weise zusammenarbeiten werde, dass ich auf Bestellung und gegen ein festes Honorar die Berechnungen für ein Clavichordmodell übernehmen und eine genaue Zeichnung anfertigen werde. Irgendeine andere Form der Zusammenarbeit käme für mich nicht in Frage, da sie nur zu Unklarheiten führen würde. Im übrigen aber werde ich mir meine Clavichorde selbst bauen, wodurch ich sie genau so haben kann, wie ich sie will.
Mit herzlichen Grüssen, auch an Ihren Bruder bin ich // [handschriftl.] Ihr ergebener // AKreutz // u. Frau."
Handschriftl. Anmerkung über dem Briefkopf wahrscheinlich von Hans Rück: "[?] Maendler zur Einsicht z[ur] Retourgabe an Rück. // z.z. Leipzig Cl.-Sach[?]".