NL Rück, I, C-0482b

"Joseph Friederich Bernhard Kaspar Majers

Organisten bey St. Katharein im Schwäbischen // Hall
Neu=eröffneter Theoretisch= und Praktischer
Music-Saal

das ist:
Kurze, doch vollständige Methode, // sowohl
die Vocal- als Instrumental-Music gründlich zu erlernen/ durch die heut zutag übliche und gewöhnlichste blasend= schlagend= und streichende Instrumenten in weniger Zeit und compen ioser Application, durch die deutlichste Exemplar in besondern Tabellen, mit leichter Mühe zu begreifen.
Zweyte und viel vermehrte Auflage. // Nürnberg
Verlegts Johann Jacob Kremer. 1741.

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S. 49.

§ 17.
Der harte Zinck, Ital. Cornetto, Gall. Cornet à bonquin, ist überaus schwer, ja wohl am schwehrsten unter allen blasenden Instrumenten, und kommt von weitem einer rauhen, unpolirten Menschen=Stimme ziemlich bey, dessen Ambitus vom a bis ins drey gestrichene c geht.
Cornettino, Ital. ist eine Quart-Zinke, dessen Ambitus von ein gestrichenen d, bis ins drey gestrichene  d, auch wohl gar ins g oder a geht.
Cornetto curvo, Ital. ist ein gerader (!) Zinke, worauf ein absonderliches Mundstück gestecket wird.
Cornetto muto, Ital. ist ein stiller Zinke, an welchem das Mundstück gedrehet ist, und wird um dieser Ursach willen also genennet: weil derselbe an Resonanz, gleich wie der Cornetto diritto, gar stille und lieblich klinget.
Cornetto torto Ital. auch Cornon genandt, ist ein sehr krummer Zinke, gehet aber eine Quart tieffer, als der gemeine, klinget auch gar unlieblich und hornhaft.
Wir bleiben aber billig bei dem gemeinen Zinken, und bemerken nur so viel, dass zwar die rechte Seite in allem sollte vorgehen, allein es stehet einem jeden frey, nach seiner Bequemlichkeit, und wegen der Zähne, auf der rechten oder linken Seite den Ansatz zu nehmen, wie dann theils auf beyden Seiten auch wohl gar fornen anzusetzen sich angewöhnen.

 

§ 18.

Es hat aber ein Zink oben 6 Löcher, und unten ein Daumenloch, auch werden die ersten drey Löcher oben beym Mundstück, samt dem Daumen-Loch mit der linken Hand / die übrigen 3 Löcher aber, so unten, mit der rechten Hand tractiret, wie bey vorhergehenden bereits ist angeführet worden, und aus der auf folgender Seite übergesetzten Figur deutlich zu erkennen seyn wird.

S. 50.

 

(Figur: Applicatio zum Zinken)

 

§ 19.

Wer nun einen grossen zinken oder Cornett recht zu tractiren weiss, der wird auch leicht zu einem Quarter-Zinken gelangen, weilen die Griffe, verstehe nur der blossen Finger Accomodation, auf beyden, einerley die übrige Observationes aber wohl zu fassen seyn.

Nota: Alle Triller werden mit der linken Hand darauf geschlagen, und zwar die meisten mit dem Goldfinger, ausgenommen das c, so mit dem Mittelfinger, das f und fis aber mir dem Zeigefinger geschlagen."

 

Datum
1936
Erwähnte Objekte
Zink
Blasinstrumente
Literaturreferenz
Majer 1741