"Lieber Herr Kreutz,
Heute komme ich mit einer Sache zu Ihnen, die wahrscheinlich mit Clavichord wenig zu tun hat, aber für mich von grossem Interesse wäre.
Wie Sie wissen, besitzen wir einen wunderschönen Mozart-Hammerflügel von Anton Walter in Wien. Nun sind über dessen erste 28 Jahre nur folgende Daten bekannt:
Er ist am 5. Februar 1752 zu Neuhausen an der Fildern in Württemberg als Gabriel Anton Walter und Sohn des Ludimagister Georg Walter und der Barbara Bacill geboren, heiratet am 27. Jänner 1780 zu Wien die Witwe nach dem Batallionsfeldscher Franz Schöffstoss, Elisabeth, geborene Reisinger, und erwirbt am 28. April 1791 das Wiener Bürgerrecht.
Walter war Mozarts Klaviermacher, arbeitete fabelhaft schön, seine Instrumente genossen sehr grossen Ruf und so wäre es für uns sehr interessant zu wissen, aus welcher Instrumentenmacherwerkstatt er wohl hervorging. Es liegt nahe, aus geograhpischen Gründen, zu denken an einen der Silbermann in Strassburg, Schmal in Ulm, Stein in Augsburg und Spath in Regen[s]burg.
Ist Ihnen zufällig bei Ihrem Herumschmöckern in alten Wälzern zufällig hierüber etwas bekannt geworden? Wenn nicht, könnten Sie eventuell bei Pfeiffer in Stuttgart oder an einem dortigen grossen Archiv vielleicht etwas erfahren?
Wenn es in Neuhausen an der Fildern einen guten Wein gäbe und dort an Sonntagen besonders die Luft emfpehlenswert wäre, so könnten Sie sich in der Musikwissenschaft ein weiteres grosses Verdienst erwerben, wenn Sie mit dem Auto Ihrer Frau an einem Sonntag nach Neuhausen führen und würden dort Ihre bewährte Spürnase bei dem Herrn Pfarrer arbeiten lassen.
Sie werden zwar sagen, Hammerklaviere seien ein ganz rudimentärer Spross des Clavichordbaus, aber um unserer alten Freundschaft willen möchte ich Sie hiermit gebeten haben, auch etwas für Hammerklaviere zu tun.
Mit herzlichen Grüssen an Sie und die Gattin wie immer // Ihr // [handschriftl. Zeichen] R".