"Sehr verehrter, lieber Herr Doktor,
Ihr Brief v.5.1.37, für den ich Ihnen herzlich danke, hat mich in helle Aufregung versetzt.
Was ist das für ein Clavichord, das Sie aufgetrieben haben?
Ich bitte Sie dringend um Mitteilung, ob dieses Instrument
1. Fünf Oktaven Umfang hat.
2. Messing- oder Stahlbezug im Diskant, weitgesponnene Messingsaiten oder engumsponnene Silberdrahtsaiten im Bass.
3. Saitennummernbezeichnungen auf den Tastenhebeln, neben den Stimmwirbeln oder Anhängestiften vorhanden?
Ist das Instrument signiert? Wie gross ist es?
Vor allem möchte ich Sie bitten, um Gottes Willen nichts mit dem Instrument zu machen, bis ich komme. Beim Abstauben nur Pinsel, nicht Lappen benutzen. Am besten ist es, wenn man es nicht viel abstaubt, da dabei oft wertvolle Spuren verwischt werden.
Diesen Sommer werde ich hauptsächlich dem Studium des Clavichordbaues und der Besaitung widmen. Ich werde nach Berlin, vielleicht auch in die Schweiz fahren. In der letzten Zeit habe ich wichtige Quellen für die Besaitung alter Klaviere und auch Bauvorschriften gefunden. Schade, dass ich so wenig Zeit habe, um mich damit ungehindert beschäftigen zu können. Jetzt, da ich Gelegenheit habe in der Fabrik des Schwiegervaters meine Instrumente selbst zu bauen, sind alle diese Fragen für mich von doppelter Bedeutung.
In Kassel habe ich übrigens ein Dolmetsch-Clavichord gesehen, das mich sehr enttäuschte. Dieses Instrument war eine Kopie von einem alten Clavichord, leider aber war auch eine bei der Reparatur eingebaute Rippe, die ursprünglich nicht vorhanden war, mitkopiert. Das ist wieder ein Beweis dafür, wie sehr wir beim Clavichordbau noch in den Anfängen stecken und wie viel wir noch lernen müssen. Auf alle Fälle sehe ich wieder, wie notwendig es ist, dass ich die Geduld nicht verliere und meine Arbeit, wenn sie noch so langwierig ist, fortsetze.
Mit herzlichen Grüssen, auch an Ihren Bruder und im Namen meiner Frau, die jetzt wegen der Grippeepidemie kaum zur [handschriftl.] Ruhe kommt bin ich // Ihr ergebener AKreutz".