NL Rück, I, C-0482b

"Aus: Geschichte des Nürnbergischen Handels .... v. Johann Ferdinand Roth. Dritter Teil. Leipzig 1801.

S. 178.

Handel mit Saiten.

Der Saitenmacher sind hier zweyerley: Darmsaitenmacher, (Fussn.: Es giebt hier Darmsaitenschaber, welche die Gedärme für die Darmsaitenmacher abschaben oder entschleimen.) deren Saiten man die Romanischen heisst; Klaviersaitenmacher, welche die Saiten von Stahl, Messing und Kupfer verfertigen und überspinnen. Letztere gehören zu den Scheibenziehern und kommen hier schon im Jahre 1388 vor.

Das Kupfer zur Verfertigung der Klaviersaiten ist Niederhessisches Garkupfer, weil es viel reiner von Bley, als das Harzische und anderes ist, daher auch jährlich mehrere Wagen voll Kupfer aus Hessen hieher gehen.

Wie wohlfeil letztere Arten von Saiten seyen, bezeugt Hr. Nicolai in seinen Reisen (I.258.), wo er sagt: "eine Rolle messingenen Saitendraht für musikalische Instrumente von der feinsten Sorte kostet in Berlin nur 3 Pfennige, die stärkste 6 Pf. und in Anzahl werden 36 Rollen für 15 Groschen verkauft'.

Herr Jacob Reinhard Erhard, Scheibenzieher in Nürnberg am Frauen Thore, machte sich um die Verbesserung der Klaviersaiten verdient (Vgl. Gerber, neues Tonkünstlerlexikon II,46).

Wir wollen hier seine eigene Nachricht von seiner neuen Erfindung abdrucken lassen.

'Die bisher gewöhnliche Art, Saiten für Klaviere, Fortepiano zu verfertigen, da man sich begnügte, für 5 und mehrere Sekunden-Intervallen die nemliche Saite zu bestimmen, die, weil man auf das Verhältnis der Saiten und Töne wenig Rücksicht nahm, bey einer starken Spannung zerspringen und bey einer geringem einen unangenehmen Klang von sich geben musste - und die Unbequemlichkeit der mit Nummern bezeichneten Saitenrollen, hat mich zu dem Entschluss gebracht, beyden Mängeln abzuhelfen. In dieser Ansicht suchte ich durch viele Versuche diejenigen Saiten aus, welche beyden Tönen, für die sie bestimmt sind, den besten Klang geben. Ein Bezug für ein Instrument von 5 Octaven besteht aus 36 Rollen, von denen jede mit den in der Tab[u]latur üblichen musikalischen Zeichen bemerkt ist. Die Saiten sind für die höheren Octaven aus Stahl und für die niedrigsten aus Messing von dem besten Gehalt verfertigt. Übersponnene Saiten für die Contratöne und ganz messingene Bezüge müssen besonders bestellt werden. Der Preis eines ganzen Bezuges von 36 Rollen ist 36 kr. oder 8 gr. sächs S. Intelliganzblatt der allgem.Literatur-Zeitung. Nr. 93. 1793. S. 743 und 44. - Hrn. Kiefhaber's Beyl. der Materialien zur Nürnb. Gesch. 2te Samml. 1794. S. 30. und S. 170. - J. M. Leuchs Handl. Zeit. 1795. S. 269."

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Literaturreferenz
Roth 1801b
Nicolai 1783a
Gerber 1812/1814