"Sehr geehrter Herr Doktor!
Ihre werten Briefe mit Dank erhalten. Ich war allerdings überrascht von Ihnen noch Post aus Nbg. zu erhalten, dachte Sie schon längst im schönen Wien. Aber fleißig sind Sie gewesen was Sie alles fotografiert haben und auch verpackt, nun noch der Abtransport, sollte es nicht doch ein Spediteur zu wege bringen.
Mit dem Zimmermann Klavierchen habe ich es gleich nicht so tragisch genommen, es freut mich, daß der Abend gut gefallen hat, auch der Erard sich gut bewährt hat. Der liebe Ogous [Frédéric Ogouse] ist eben ein Künstler der viel Geld brauchen kann, aber auf der anderen Seite ein schlechter Zahler, so weit langt es leider nicht.
Das Clavichordbödchen verwenden wir doch nicht, es ist doch nicht mehr orginal. Meine Lautendecken, wenn ich diese ausspähne und Risse leime ehe ich die berippe, sind auch nicht mehr gerade, oft liegen sie da wie eine Nußschale. Die Lederhämmerschen beim Walterflügel weicher bekommen verspreche ich mir wenig Erfolg. Ein Versuch mit einer Drahtbürste das Leder aufrauhen, aber nicht im Diskant anfangen, könnte wohl einen vorübergehenden Erfolg haben.
Es ist möglich, daß der Birnbaum welchen ich noch habe für den Theorbenhals nich ausreicht, soll ich mir wenn nötig bei Seiler bestellen? Wirbel uns sonstiges bestelle ich bei Zacharias.
Besten Dank, daß Sie das Geld für die Hemden auslegen bitte aber bei der nächsten Zahlung in Abrechnung zu bringen, 40 Punkte lege ich bei.
Sie fragen mich nach Wünschen, da kann ich Ihnen nur schreiben, daß ich keine habe. Aber eine Bitte habe ich ehe Sie abreisen, bitte mir eine Aufstellung für meine Steuererklärung zu machen. 2 Rechnungen habe ich nicht eingerechnet, wie Sie sich noch erinnern werden für geliehen Gelder. Es sind eine über 57.69 und eine 12.82 vom 30. April, diese bitte also nicht mit anführen.
Für liebe Grüße vom Hause Rück danke ich bestens und bitte sie freundlichst zu erwiedern.
Mit herzlichen Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".