NL Rück, I, C-0570i

"Lieber Herr Marx!

Freundlichen Dank für Ihren Brief vom 6.d.M..

Die gitarrisierte Laute oder Theorbe von Moest-Hartung lasse ich Ihnen als Expressgut zugehen. Wenn das Instrument oben nicht abgeschnitten ist, also in der Muschel nicht seichter gemacht worden ist und Sie stimmen mit mir überein, wäre es vielleicht doch das richtigste, daraus wieder eine Theorbe zu machen, wenn das Modell unserer Hartung-Theorbe halbwegs passt. Wenn aber Ihre Untersuchung des Reifchens ergibt, dass die Muschel auch niedriger gemacht wurde, wird die Sache wesentlich schwieriger und dann ist zu überlegen, ob man das Instrument nicht doch als gitarrisierte Laute beibehält. Hierüber höre ich ja von Ihnen.

Nun zur Bassgitarre. Es ist eines der allerletzten Instrumente, welche mein Bruder gekauft hat. Zweifelsfrei war es früher eine gewöhnliche Gitarre und ist später zur Bassgitarre umgebaut worden. Aus Pietätsgründen möchte ich das Instrument behalten. Nachdem es jetzt schon Bassgitarre ist, wäre vielleicht das richtigste, es als Bassgitarre zu belassen: vorausgesetzt dass der Korpus den Bezug aushält. Die Gitarre wurde angeblich als Bassgitarre gespielt. Bitte prüfen Sie die Angelegenheit in diesem Sinn.

Sie haben sehr recht getan, diese grauslichen Bilder zu entfernen. Wenn die Gitarre mit Firma versehen war, war sie immerhin keine schlechte Arbeit. Sie stammt aus Salzburg, mein Bruder kaufte sie noch im Oktober oder November. Leider war es einer seiner letzten oder überhaupt der letzte Kauf!

Was machen Ihre Danziger Reisepläne? Mit herzl. Grüssen // wie immer Ihr

 

NB. Mit gleicher Post als Wertpaket sende ich Ihnen 1 Blockflöte. Irgendein ganz Gescheiter hat einmal in diese Blockflöte 3 Löcher oben eingebohrt. Diese Löcher verschloss Heckel-Biebrich mit Kork. Das ist auf die Dauer kein haltbarer Zustand. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich das Instrument besichtigen und mir sagen, wie man diese Löcher an besten luftdicht schliesst, sodass das Instrument geblasen werden kann.

Setzt man Holz ein? Oder Wachs? Oder künstliches Holz? Ich bin mir darüber nicht klar, denn das eingesetzte muss ja auch den Speichel dichthalten. Wenn man irgendetwas einleimt, müsste man Kaltleim verwenden. Falls Sie dies für gegeben erachten und es selbst machen wollen, bitte ich bei mir die benötigten Materialien Holz und Kaltleim anzufordern.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn diese Sache noch vor Ihrer Abreise nach Danzig erledigt werden könnte, da ich das Instrument nämlich unserem gemeinsamen Freund Koch ev. verkaufen will. Allerdings geht dies nicht mit den Korken.

Offenbar war sich Heckel nicht im klaren, was zu tun ist. Sie als anerkannter Meister werden hier schon Rat wissen. Nochmals freundlich grüssend

Holz u. Kaltleim der Einfachheit halber mitfolgend.

D.O."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1941,07,08
Schreibort
Nürnberg