"Sehr geehrter Herr Doktor!
So nun wäre die 70 glücklich überstanden. Ihnen gilt mein ganz besonders herzlicher Dank. Zuerst für die lieben Geburtstagswünsche mit dem schönen Schmucktelegram[m]. Von der Schönau kamen 12 Eier, 6 prima Bauernwürste und 1 Kuchen, alles von bekannter Güte.
H. Haid wollte mich vormittag überraschen, leider war ich noch nicht vom Arzt zurück. Wir sind dann aber zum Abend in den Siechenbräu und haben dort den Tag beschlossen. Auch H. Haid hat mich sehr reich beschenkt mit sehr schönen Blumen, Eiern, Butter u. Zigarren, alles heute kostbare Sachen.
H. Prof. Schulz mit Dr. Husmann u. Ernstle kamen mittag und brachten Blumen, Wein und eine schöne Decke. Unter den Gratulanten waren die ganze Belegschaft vom Hause Rück, Herr Prof. Steglich, Hubers Karl u. Gattin vertreten. So war der Tag den ich ganz in bescheidener Ruhe verbringen wollte zu einem richtigen Ehrentag geworden. Sogar in die Tageszeitung hatte mich irgend jemand hineingezogen.
Nun noch etwas geschäftliches wegen den Saiten spinnen. H. Käser schrieb mir von selbst Spinnen. Ich habe aber H. Haid vorgeschlagen, daß H. K. nur die Längenproben macht und Langhammer die Saiten spinnt. Ich hege keinen Zweifel, daß man auch als Kern den weichen Draht verwenden kann. Ich nehme an, daß Sie im Besitz meines vorigen Briefes mit Drahtproben sind. Inzwischen sind auch schwache Proben eingegangen. Es sind Nummern: 0,22 / 0,28 / 0,28 / 0,31 / 0,40 / 0,45 u 0,50. Was ich so beurteilen kann, halte ich die Saiten für gut. Etwas bestimmtes kann man ja erst in der Verarbeitung und beim stimmen feststellen.
Nun wünsche ich Ihnen gute Reise und gute Erholung und danke Ihnen nochmals recht herzlich für Alles
Mit vielen schönen Grüßen // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".