NL Rück, I, C-0570i

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Von Dresden zurückgekehrt muß ich Ihnen berichten, daß ich nur zum Teil Erfolg hatte.

Im Musikhaus Friebel war nichts bekannt von einem Tanburrizza-Baß. Bei Peroutka war ich zwei mal aber immer vor verschlossenen Türen, und bei Paulus ist bisher nichts neues zu gekommen.

Herrn Gerold habe ich am Sonntag vorm. besucht und wir haben uns bald 2 Stunden unterhalten ohne den eigentlichen Zweck näher zu kommen und ohne den eigentlichen Zweck näher zu kommen und wie ich später merkte, ist zwischen ihm (der Hauswirt) und Frl. Theilig etwas Spannung. Am Dienstag bin ich noch einmal allein zu Frl. Th. gegangen und habe mir den Giraffenflgl. angesehen. Er ist noch in allen Teilen gut. Stimmstock, Anhang auch Mechanik. Stimmung ist gleichmäßig aber tiefer, das a steht zwischen h u. c, also 2 1/2 Ton. Ich denke aber, daß er das Höherstimmen verträgt. Die Front ist mit der üblichen grünen Seide bespannt. Das Instr. stand in einem dunklen Korridor und habe die Holzart nicht mit Bestimmtheit festgestellt, es ist wohl Nußbaum. 6 Pedale: Forte, Fagott, Piano (doppelter Filz), Piano (einfach), Pauke u. Cin. [Cinellen], Verschiebung. Äußerlich einfach, ähnlich dem 'Wachtel'.

Herr Starke war sehr freundl. und wir haben uns sehr gut unterhalten. Es geht ihm darum die Instr. geschlossen zu verkaufen um Schulden abzustoßen und hat mir dann den Preis v 4500 genannt, habe aber den Eindruck, daß das nicht endgültig ist.

7 saitig. Gambe Frank, Linz. Mensur 67 cm, Korpus 69 cm. Zargenhöhe 10-9,5 viel repariert, in der Decke reichlich Wurmgänge (keine neue) Löwenkopf mit Kasten alt. Neuer Saitenhalter der alte ist noch vorhanden. Hals neu.

Gambe Pierray Paris 6 saitig, Mensur 64, Korp. 67, Zarg. 14-13.7 viel repariert, Hals mit Wirbelkasten neu.

Gambe Maldoner Füssen 6 saitig. Mensur 65, Korp. 67.5, Zarge 9-8,5 Schnecke u. Wirbelkasten alt, hatte aber früher 4 Wirbel, weniger repariert, wurde aber anscheinend später ganz dunkel, faßt schwarz überlakiert. Decke unten neuer Riß aber nicht schlimm.

Viola d.amore Leidolph Wien. 7 u 7 = 14 saitig

Mensur 36 cm, Korpus 39 cm, Zarge 5 cm, es ist ein Centimtr. aufgesetzt, Decke oben am Halsansatz rund, die spitze Form in Palisander angesetzt. Der Boden vollständig ohne Ansatz. Am Halsansatz ist auch an den Zargen viel geflickt

Viola pomposa 5 saitig (dies als solches kommt mir reichl. groß vor) Mensur 44 cm, Korpus 49 cm, Breite 31 -17 - 24 cm, Zarge 7,5 cm. Der Wirbelkasten hate früher 4 Löcher. Unter dem Anhangloch ein zweiter ausgeflickt, Boden aus einem Stück also ohne Fuge, Adern aufgemalt. Das zweite Loch hatte was von pomposa. (Arbeit und Holzwahl mit weniger Fleiß)

Die Instr. sind fachmännisch repariert mit neuen Baßbalken versehen, Griffbretter meist neu, alte Saitenhalter unter einander auffallende Ähnlichkeit.

Hoffentlich haben Sie in meiner Aufstellung den rechten Einblick. Haben Sie auch so kalte Witterung, in Dresden war es noch richtig Winter m. Schnee.

Mit herzlichen Grüßen auch Frl. Luise // Ihr sehr ergebener // Otto Marx".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1941,03,27
Schreibort
Leipzig
Erwähnte Objekte
Giraffenflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
Detailinformation(en)