NL Rück, I, C-0570i

"Lieber Herr Marx!

Anbei durch Karl Köhler, Kapellmeister an der Staatsoper Unter den Linden, Berlin, mir übermitteltes Bild von unserem seinerzeitigen gemeinsamen Ausflug nach Hersbruck, das Ihnen bestimmt Freude macht.

Eben wie ich wegfahren will, platzt die Nachricht herein, dass die Stadt mir einen Raum zur Bergung der allerwichtigsten Instrumente zur Verfügung stellen will: so komme ich diese Woche nicht mehr weiter, weil ich diesen Kram auch noch ordnen muss vor meiner Abreise.

Ich entnahm mit herzlicher Freude Ihrem Brief, dass es Ihnen besser geht und bin darüber sehr beruhigt. Schonen Sie sich nur ja recht sehr, damit Sie mir keinen Rückfall bekommen. Soeben teilt mir Hartmann aus Berlin die Bezüge der dortigen 3 Pape-Klaviere mit, von denen ich annehme, dass sie Sie interessieren. Ich sende Ihnen deshalb auf separatem Blatt die Aufzeichnungen. Sie sind vor allem deswegen wichtig, weil aus diesen einwandfrei hervorgeht, wie stark die alten Saitennummern waren, auf heutige Millimeter berechnet.

Wenn Sie uns wieder die Freude machen, hier zu sein, messen wir den Bezug unseres Pape von 1839 durch, bei dem der Glock Heiner äusserst geistreicherweise oder, auf gut bayrisch saudumm, die alten Saitennummern weggewaschen hat und das Messing "glänzen lassen", wie die Schwaben sagen, um herauszubringen, wie wir seinerzeit das Piano bezogen haben, nachdem der gute Glock nicht einmal den neuen Bezug notierte. Dann werden wir Klarheit in die Sache bekommen.

Die Saiten aus Röslau sind bisher nicht gekommen, ich moniere sie heute.

Haid kommt zur Leipziger Messe heute oder morgen über acht Tage und wohnt bei Faber, Leipzig-S 3, Kochstr. 98/I links. Sonst nichts neues für heute. Viele liebe Grüsse, weiterhin gute
Besserung
von Ihrem getreuen

 

NB. Der Gauleiter Henlein hat die vollständige Restaurierung seines Hammerklavieres bei uns bestellt gemäss Ihren Vorschlägen. Ich bitte um freundliche Mitteilung an Käser, falls Sie vorziehen, die Mechanik in Leipzig vorzurichten. Wir waren uns ja ursprünglich nicht ganz im klaren, ob die Hämmer-Versetzung ursprünglich war oder nicht. Sie glaubten aber zuletzt das Versetzen der Hämmer wäre doch schon ursprünglich so gewesen. Wenn Sie also die Mechanik einstweilen nach Leipzig haben wollen, bitte ich freundlich um Mitteilung. Nochmals viele Grüsse // Ihres".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1941,02,21
Schreibort
Nürnberg