"Lieber Herr Marx!
Röslau liess mir nunmehr je 1 Kilo Stahlsaitendraht zugehen und zwar von einer normalen Qualität, wie es diese wiederholt "für derartige Zwecke", lies Neupert, schon geliefert hat, wie auch in dünneren Abmessungen. Ich sende Ihnen inliegend je 1 Muster der Stärken 0,65 0,97 1,10, jedes etwa für die entsprechende Saitenlänge des Pape-Pianos passend.
Gleichzeitig gebe ich Ihnen zum Vergleich die abgenommenen Bezüge dieser 3 Nummern vom Pape. Dann werden Sie sich vielleicht klar werden, ob Ihnen die Härte entspricht oder wie sie geändert werden soll. Notfalls können wir ja die Härte ändern lassen, denn wie mir scheint, müssen die Saiten doch neu gemacht werden. Ich bitte Sie dann, wenn Sie wieder kommen, die 3 abgenommenen Bezugsnummern wieder mitzubringen.
Es wird sich dann, wenn Sie die Härte dieser Röslau-Saiten festgestellt haben, noch darum handeln, zu entscheiden, ob wir es bei unserem urprünglich gefassten Entschluss belassen, dass wir die übersponnenen Basssaiten mit hartem Draht beziehen. Oder ob Sie sich dafür entscheiden, auch die übersponnenen Saiten in den milderen Härtegraden anzufertigen. Die Stegstiftknickungen für den Bassbezug macht Herr Käser im Laufe der Woche, sowie er dazukommt, er macht aber auch gleich zur Kontrolle die Schlingenlängen mit. Ich überlasse es Ihrem fachmännischen Ermessen, wegen der Härten für den Bassbezug zu entscheiden.
Wie ich Ihnen bereits mitteilte, macht Röslau diesen milderen Gussstahldraht für Neupert und zwar sagte er mir am Telefon, in 2 Härten. Er sandte aber nur eine Härte. Da aber offenbar für Neupert nur dünnere Abmessungen in Frage kamen, scheinbar also Nummern von 1 - 10, war dies wohl der Grund, warum er uns nur eine Normalhärte in mildeder Art sandte.
Wie Sie wissen, sagte mir Kreutz seinerzeit, die alte Nummernbezeichnung 3/0, 2/0 usw. wäre zu übersetzen mit Hilfe der Tabelle für die heutigen Kupferdrahtnummern, die ich nach dem Saitenmesser des Museums aufstellte. Ein Vergleich mit den Stärken, in denen die Berliner Pape-Pianos bezogen sind, ergab nun das überraschende Ergebnis, dass die Pape'schen /0 Nummern nicht mit den heutigen Kupferdrahtnummern übereinstimmen, sondern dünner sind. Ich werde diese Angelegenheit, die gerade für die Übersetzung von alten Saitennummern auf moderne Millimeter äusserst wichtig ist, dem guten Kreutz
senden, damit er sich dazu äussert. Entweder stimmt die Kreutz'sche Meinung nicht oder die Franzosen haben Lehren mit durchgehend dünneren Nummern, wie wir ja schon gelegentlich des Bezug des Erard-Flügels feststellten, dass die aufgeschriebenen Nummern geringere Stärken ergaben als wie sie diese Nummern in heutiger Stärke ergeben müssten.
Ich bekam von Schlessiger ein wunderbares Fall einseitig schwarzes Leder, ebenso ein herrliches Fell rotes Leder: das war ein guter Fang! So hat mein Brief an die Lederstelle doch indirekt etwas genützt.
Ihnen weiterhin recht gute Besserung, alles Liebe und viele Grüsse
von Ihrem".
Bezüge der Pape-Pianos aus der Berliner Staatssammlung mitgeteilt von Hartmann mit Brief vom 19. Februar 1941.
1. Harmonium-Klavier Nr. 3468, gebaut 1836:
3 Chore Messing ohne Bezeichnung
2 x 8/0 = 1,13
2 x 7/0 = 1,08
2 x 6/0 = 0,97
1 x 5/0 = 0,90
2 x 4/0 = ?
10 x 3/0 = 0,78
15 x 2/0 = 0,75
24 x 1/0 = 0,67
61 Chore
2. Piano Consol Nr. 4106 (15 B), 1839.
2 x 8/0
2 x 7/0
4 x 6/0
3 x 5/0
3 x 4/0
5 x 3/0
15 x 2/0
23 x 1/0
ist jetzt mit neuen Saiten bezogen, also nicht nachzumessen.
3. Tafelklavier Nr. 4974 (6 B), nach 1839, keine Jahreszahl vorhanden
7 Chore besponnen
12 Chore Messing 1,01 - 1,45
1 x 8/0 = 1,13
1 x 7/0 = 1,08
2 x 6/0 = 0,97
4 x 5/0 = 0,90
12 x 3/0 = 0,78
12 x 2/0 = 0,75
12 x 2/0 1/2 = 0,71
13 x 1/0 = 0,67