"Lieber Herr Marx!
Freundlichen Dank für Ihren Brief vom 15.d.M.. Die Vorführung der vier historischen Instrumente hat sich tadellos abgewickelt und die Franzosen waren ganz begeistert, was wir für schöne Sachen haben - deren schönen Ton ich Ihnen verdanke. Es war ein sehr anregender Abend, an dem man sein Französisch recht gut brauchen konnte, weil die guten Leute kaum einen Stumpen Deutsch verstanden. Natürlich wurde am Zimmermann-Tafelklavier gleich ein Bein abgebrochen. Das gehört [s]o dazu. Das Zimmermann-Klavier hält übrigens jetzt relativ recht anständig, sodass ich glaube, dass diese Sache erledigt ist.
Ich glaube gerne, dass Ihnen der Lautenkorpus des gu[ten] Raffael Mest in Füssen - vielleicht hiesse der liebe Mann besser Mist - viel Mühe macht. Mest war ein Schüler von Hartung und dürfte das Modell dort mitgenommen haben. Ich denke, nachdem wir eine Hartung-Theorbe haben als Muster, machen wir eine Mest-Theorbe daraus [kön]nen dies auch verantworten, denn ich sah bei Gärtner ein ähnliches Instrument von Mest, ebenfalls Theorbe mit nicht sehr grossem Korpus. In den Massen können Sie sich wohl nach der Hartung-Theorbe richten, die Sie ja noch dort haben.
Ihr Stimmhammer hat sich gefunden und geht mit der nächsten Sendung ab.
Wir verpackten noch fleissig und jetzt stehen 10 Kisten seit zwei Wochen fix und fertig da, aber die Bahn nahm sie bisher nicht an. Heute versuche ich noch, sie über einen Spediteur wegzubringen, andernfalls muss ich bis Weihnachten warten, wie mir die Reichsbahn mitteilte. Die nicht zu verpackenden grossen Instrumente werde ich wahrscheinlich mit Lastwagen und Anhänger in allernächster Zeit nach Sighartstein bringen, da ich hörte, dass ab 13. Dezember wieder wesentliche Verkehrseinschränkungen kommen und z.Z. noch die Anfahrt schneefrei ist.
Die Dubletten und sonstigen Schinken der Leibbrand-Sammlung hänge ich in die Vitrinen und mache damit ein neues Museum als Ersatz für die Kriegszeit auf, ebenso aus den Klavierdubletten, damit die Räume ausgenützt sind. Ich habe noch fleissig fotografiert, sodass je ca. 60 Fotos vorliegen. Alles, was verpackt ist, ist fotografiert. Alle unsere Aufnahmen wurden sehr gut.
Der Erard hat sich offensichtlich bisher unberufen ganz anständig in den Konzerten Graz und München gehalten die für Ogouse einen grossen Erfolg bedeuteten, für mich allerdings bisher nur Unkosten. Ich warte noch auf die Einnahmen, hoffentlich kommen sie. Am 8. und 12. Dezember wird er in Wien gespielt, dann geht er nach Leoben. Auch Berlin hätte Interesse, aber ich ziehe nicht recht, da mir die Bombengefahr zu gross erscheint.
Nach Wien bin ich natürlich bisher nicht gekommen. Ob ich noch hinkomme vor Weihnachten, wird immer fraglicher. Ich finde im neuen Berliner Katalog auf Seite 23 hingewiesen auf einen aquarellierten Stich mit Text bei Nr. 413. Ferner besitzt die Sammlung das Porträt von Christofori. Sowohl von diesem Porträt wie von dem Stich hätte ich gern eine gute Aufnahme und zwar [unleserlich ...]
[...] bitte ich sie freundlich um Ihren Bescheid. Fotokopien schon von verschiedenen Museen bekommen und dabei die Erfahrung gemacht, dass
fast jedes Museum auf anderes Papier kopiert, wodurch die Einheitlichkeit der Stiche stark leidet. Wäre es Ihnen möglich mir diese beiden Platten für Geld und gute Worte zu beschaffen?
Ich sehe Ihren freundlichen Nachrichten gerne entgegen und bin mit herzlichen Grüssen // wie immer Ihr".