NL Rück, I, C-0570i


"Lieber Herr Marx! Ich will Ihnen vor Ihrer Reise nach Danzig noch rasch ein paar Zeilen senden. Ich hab's sehr notwendig und kam bisher nicht nach Wien. Nach Gastein gehe ich und werde mich freuen, wenn Sie mitkommen. Wann ich gehen kann hängt von Bernabé ab, der mir bisher nur gegen Mitte August Quartier zusagte, aber noch keinen bestimmten Tag, da sehr voll. So wäre mir lieb, zu wissen, ob Sie kommen und wann Sie kommen könnten. Allerdings müssten Sie schon allermindest 15 Tage bleiben, also notfalls über den ersten hinaus! Nachdems diesmal mit Danzig ging, können Sie es vielleicht dann auch einrichten. Schreiben Sie mir bitte, wie lange Sie in Danzig bleiben wollen, dann halten wir uns gegenseitig auf dem laufenden. nun kurz zu den Instrumenten: 1. Mandola Radice: die Signatur bitte zu fotografieren oder abzeichnen, den Text der Signatur gab ich auf dem dem Halse beigebundenen Zettel genau an. Das Wort drunter heisst wohl ristauratore (gleich Restaurator). Die Jahreszahl 157 kommt mir verdächtig vor, zu früh. Die Signatur selbst heisst: RADICE GIUSEPPE al Nr 3874 S. Vitto al Carlobio Milano. So las ich. Darum Foto am besten. Ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie sie in Ordnung bringen. Als Mandora käme mir eine Jahreszahl 157 verdächtig vor: wenn diese Jahreszahl echt, kanns keine Mandora gewesen sein, sondern müsste Laute gewesen sein. Ich erwarte gerne Ihr Mass für das Holz des Halses und besorge es dann: kann amerikan. Pappel sein? Birke wird schwerer zu haben sein. 2. Theorbe: am liebsten Corpus auf die alte Höhe wieder bringen, ich vermutete auch, dass niedriger gemacht wurde. Spähne sind aus Eibe: ich habe Eibe zweifarbig aus Schweigelberg und aus Zillertal, bitte Mass angeben, kanns auch einfarbig besorgen, wird dann anders geschnitten, ohne Splint. Vielen Dank für die Blockflöte: wieder meisterhaft gemacht. Natrl. diese wie Ihren Brief dankend erhalten. Ihnen allen herzliche Grüsse Ihr

 

Noch zwei Sachen:

3. Wirbel: wenn sie angerostet, nicht wegwerfen, sondern mir senden, dann nehme ich sie, wenn für Maendler nicht geeignet, wir können sie vielleicht einmal notwendig gebrauchen. So etwas wirft man nicht weg! Zinn mitbringen und Blei: nicht vergessen.

4. Hammerfell Zacharias: gerne mit Sendung einverstanden, bitte ihm telefonisch zu danken.

5. anbei die Rosette aus dem Wiener Spinett: bitte mir zu schreiben, ob Ihnen daran alles klar ist, sonst mir zurücksenden mit Ihren Fragen, da ich doch endlich gegen Juliende nach Wien kommen werde! Sie soll also für das einregistrige ganz frühe Cembalo in Lederkassette gehören. Ich liess Foto machen, da diese Rosette einen ganz ähnlichen Ring hat wie die des Cembalos noch hat. Sie zeichneten ihn ja für Wien ab. Uebrigens haben Sie m.W. auch noch die Fotos von ein paar anderen evtl. geeigneten Rosetten hier mit nach Leipzig genommen? Wenigstens kann ich diese momentan nicht finden, allerdings habe ich auch ein zieml. Durcheinander: kein Wunder bei dem Betrieb ohne Bürofräulein, diese in Urlaub.

Nochmals liebste Grüsse Ihres Dr. R.

7. Oesenwirbel: natürlich einverstanden, sind bei Braun nach Ihren Angaben bestellt. Sende ich, wenn Sie von Danzig zurück sind nach Leipzig.".

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1941,07,24
Schreibort
Nürnberg