"Mein lieber Herr Marx!

Es freut mich herzlich, dass Sie gut wieder zurückgekommen sind und dass Sie den Januar mir bezw. dem zweiten Lebenswerk meines verewigten Bruders widmeten. Sie haben sich durch die herrliche Restaurierung des Erhard-Flügels wieder ein unvergängliches Verdienst um unsere Sammlung und im Sinne meines Bruders erworben. Dafür danke ich Ihnen nochmals auf diesem Wege herzlich. Erst die nach uns kommen, werden es voll ermessen können, welch wertvolle Dienste Sie uns und wir selbst in kultureller Hinsicht der Nachwelt geleistet haben. Sie und ich und mein Bruder wissen bezw. wussten dies jederzeit zu schätzen.

Ich gab Ihnen den Brief vom November 40 mit und übersah, mit Ihnen darüber zu sprechen. Es handelt sich bei der Position 1, den Giraffenflügel betreffend, um folgendes:

ein Antiguitätenhändler Rohracher in Lienz/Osttirol kaufte vor zehn Jahren den fraglichen Giraffenflügel von einem Dresdener Antiquitätengeschäft. Der Giraffenflügel ist eingelagert bei einer kleinen Sammlung historischer Klaviere. Diese ist im Besitz des Herrn Klavierhändler Gerold, Dresden A, Zahnsgasse 7. Der eine der Herren Gerold hat die kleine Sammlung historischer Klaviere in seiner Privatwohnung. Das Geschäft ist Zahnsgasse 7. Dort wollen Sie telefonisch sich in Verbindung setzen mit Herrn Alexander Gerold und Herr Alexander Gerold wird Sie dann in seine Wohnung begleiten.

Ich schreibe mit gleicher Post Herrn Gerold und kündige Ihren Besuch an. Bitte legen Sie die Dresdener Reise ganz nach Ihrem Belieben, wann Sie gerne fahren und wann Sie vielleicht dort auch etwas persönlich-familiäres erledigen können. Es wird aber gut sein, wenn Sie sich vorher mit Herrn Gerold in Verbindung setzen, damit auch dieser zu sprechen ist.

Soeben lese ich übrigens in der Korrespondenz, dass das Giraffen-Klavier bei einem Frl. Theilig steht. Ich gebe Ihnen deshalb die Original-Korrespondenz, die ich mit Herrn Gerold führte, damit Sie diese studieren können und im Bild sind. Der Giraffenflügel könnte für München in Frage kommen, für uns wohl kaum. Natürlich müsste Rohracher einen vernünftigeren Preis machen. Er will RM 700.--, was gänzlich undiskutabel ist. Bitte prüfen Sie vor allen Dingen den Stimmstock, ob er fest ist, denn wenn er sich gelöst hat, hat ja der Flügel praktisch fast keinen Wert, denn diese Sauarbeit kennen wir beide zur Genüge.

Vielleicht sind Sie so lieb und machen mir eine Zeichnung von dem Instrument und nehmen die Masse, damit man ev. wenn man mit Rohracher einig wird, eine entsprechende Kiste senden kann.

Lassen Sie sich von Herrn Gerold das Zwillings-Clavichord zeigen (2 Clavichorde übereinander in einem Gehäuse). Ich habe noch nie so etwas gesehen und möchte dieses gerne für unsere Sammlung haben, aber Gerold hat selbst eine Freude daran.

Herr Gerold hat in der gleichen Wohnung auch einen Nanette-Streicher-Flügel mit Eibenholzfurnier: dem gleichen Furnier wie wir es haben an unserem Nanette-Streicher-Flügel, den Sie so herrlich reparierten und der in Glaser's Besitz war.

Bitte grüssen Sie Herrn Gerold herzlichst von mir. Er ist ein grosser Bücherwurm und hat eine grosse Bibliothek von Büchern über historische Instrumente, hält auch immer Vorträge darüber. Ich möchte mit Gerold gut stehen, weil ich früher oder später doch hoffe, das Clavichord von ihm zu bekommen.

Nun noch etwas: in Dresden steht beim

Musikhaus Otto Friebel, Ziegelstr. 7,
Abt. Gelegenheitskäufe, Telefon 14964,

1 Tanburizza-Bass für RM 15.--, oder stand dort. Wenn er noch dort steht und in einem halbwegs anständigen Zustand, bitte ich Sie freundlich, ihn an mich senden zu lassen und für mich zu kaufen. Ausser es ist ausgesprochener Schund. Das können Sie ja selbst beurteilen.

Ferner steht in Dresden-A, Bürgerwiese 17, bei Peroutka, 1 irische Harfe. Seien Sie so lieb, diese anzusehen, abzuzeichnen, mir zu beschreiben und mir den Preis mitzuteilen. Sie könnte ev. entweder für uns in Frage kommen oder für München.

Mit herzlichen Grüssen

wie immer Ihr".