NL Rück, I, C-0873d

Die Abschrift eines Aufsatzes/Berichts über das Saxophon, konzipiert für den Abdruck in den Blättern der Städtischen Bühnen Nürnberg als Werbemaßnahme für die Sammlung Rück.

Siehe auch den entsprechenden Artikel zur Maultrommel.

 

"Aus der Musikinstrumentensammlung des Hauses Rück.

I

Etwas vom Saxophon.

Als der Oberbefehlshaber der Luftwaffe, Generaloberst Göring, die Musikkorps der Flieger mit Saxophonen ausstattete, hat mancher verwundert den Kopf geschüttelt, wie denn diesem 'Jazzinstrument' mit seinem quäkenden, jaulenden Ton solche Ehre widerfahren könne.

Allerdings gehören Jazzgeräusche gewiss nicht in unsere Fliegermusik. Aber dass das Saxophon in der Zeit des grossen Katzenjammers allzu zeitgemäss gebraucht wurde, dafür ist es schliesslich nicht selbst verantwortlich zu machen. Es war ja als ein durchaus ehrsames, wohlangesehenes Instrument schon lange da, ehe die Jazzmusiker überhaupt geboren waren.

Wir haben in Nürnberg gute Gelegenheit, uns davon mit eigenen Augen zu überzeugen. Unter den reichen uns mannigfachen Schätzen der Musikinstrumentensammlung des Pianohauses Rück in der Tafelfeldstrasse 22/24 finden wir aus jener früheren Zeit, noch aus
dem vorigen Jahrhundert auch zwei Saxophone. Das eine, ein Altsaxophon [MIR486], ist noch von seinem Erfinder selbst gebaut. Das war der geniale Adolphe Sax, ein gebürtiger Belgier, der sich in Paris als Instrumentenbauer niedergelassen hatte und sich dort im Jahre 1846 das von ihm einige Jahre vorher erfundene und nach ihm benannte 'Saxophon' patentieren liess. Auch das andere der Rück'schen Instrumente, ein besonders zierliches, versilbertes [MIR485], ist aus der Werkstatt des Hauses Sax hervorgegangen.

Man sieht es diesen Instrumenten an, dass sie einer Zeit hochgesteigerter Instrumentenbautechnik entstammen. Ihre Metallröhren verschwinden fast unter der Fülle der Klappenmechanismen, die der handlichen Oeffnung und Schliessung der Tonlöcher dienen. Die eigentliche Idee des Saxophonerfinders aber bestand darin, einen Klarinettenschnabel - die mit einer aufschlagenden Lunge versehene schnabelförmige Anblasevorrichtung der Klarinette, also eines Holzblasinstrumentes - auf eine sich allmählich erweiternde Metallröhre, also den Körper eines Blechinstrumentes zu setzen. Dadurch wurde Leichtigkeit der Ansprache mit einem Klang vereint, der bei rechter, natürlicher Spielweise eigenartigen Reiz hat. Hector Berlioz, der grosse französische Romantiker und Klangkünstler, pries ihn mit begeisterten Worten er sei sanft und durchdringend in der Höhe, voll und markig in der Tiefe, besonders ausdrucksvoll aber in der Mittellage, im ganzen sei es ein Klang ganz eigener Art, von unbestimmter Aehnlichkeit mit dem Tone des Violoncells, der Klarinette und des Englischhorns, dabei aber auch dem Klang der Blechblasinstrumente eigentümlich verwandt.

Nach Berlioz haben Meister wie Bizet, Verdi, Debussy und Richard Strauss (in der Sinfonia domestica) das Saxophon gebraucht und in der französischen und englischen Militärmusik hat es sich schon bald nach seiner Erfindung fest eingebürgert. So ist es also ein künstlerisch wie auch militärisch bereits wohlerprobtes und bewährtes Instrument, das nunmehr den Weg in die Musikkorps unserer Luftwaffe gefunden hat."

Absender/Urheber Person
Datum
1937,09
Schreibort
Erlangen
Erwähnte Objekte
erwähnt als
Detailinformation(en)
Klang
Altsaxophon
Blasinstrumente
erwähnt als
Bestandsobjekt(e)
Sopransaxophon
Blasinstrumente
erwähnt als
Bestandsobjekt(e)
erwähnte Institutionen
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Sammlungsbestand
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