(Unterstreichungen von zweiter Hand.)
"Sehr geehrte Herren!
Ich empfing Ihre werte Zahlung von 120 Mark. Für diese verbindlichst dankend, bitte ich die wegen Erkrankung meiner Schwester verzögerte Bestätigung gütigst zu entschuldigen.
Auf die Schätzung der Einzelposten meiner Rechnung zurückkommend, schrieb ich Ihnen, daß diese Stücke aus rationellen Gründen als Gesamtheit von mir bearbeitet worden sind und ist es bei nachträglicher Schätzung doch sehr möglich, daß man das eine zu des andern Gunst oder Ungunst bewertet. Man muß sich nur wieder den vorherigen ruinösen Zustand z.B. des Cembalones vergegenwärtigen. Welche Mühe hat es verursacht die zerbrochenen Wände, die Sprünge des nach Lage des Holzes besonders spröden Bodens dauernd heil zu bekommen[.] Was waren die Instrumente zuvor und was sind sie heute? –
Mein Bruder [Otto Marx] war jetzt hier und haben wir über die ganze Sache Rücksprache genommen; er ist schon etwas anderer Meinung. Er meint, wenn Sie beabsichtigen Instrumente wieder zu veräußern, um bessere erhaltene zu kaufen, dies eine wesentlich höhere Preisanlage erfordere und die besser erhaltenen bei näherer Betrachtung sich schließlich doch noch als sehr reparaturbedürftig erweisen, um wirklich spielbar zu sein, letzten Endes die schlechten in großem Unstand befindlichen Instrumente nach gründlicher Reparatur im Werte sich doch noch günstiger stellen und vorerwähnten Instrumenten überlegen überlegen sind. Er sagt, viel vorteilhafter ein ganz kaputtes Originalinstrument zu reparieren, als ein von unkundiger Hand verdorbenes sogenanntes spielbares Instrument.
Beim Hubertflügel [MIR1176], den Hr. Dr. [Georg] Kinsky noch bis in letzte Zeit gespielt haben soll, was mein Bruder nicht recht glauben kann – der Flügel ist, jedenfalls infolge schlechten Standortes, innen ganz verschimmelt, auch liegen lose Hammer darin – stellt sich heraus, daß der Boden um 12 mm durchgebdrückt ist und ist der Boden infolgedessen lang durchgerissen – die Risse sind früher auch schon erfolglos repariert worden. Auch zeigt sich, das die Hämmerachsen nicht mehr ursprünglich sind, sie sind mit Lederstreifen überleimt, die sich beim Anschlag abstoßen. Dies schon ein Beispiel für angeblich noch in gutem Zustande befindliche Instrumente. Ueber die ungefähren Kosten der Wiederherstellung haben wir uns noch nicht schlüssig werden können.
Das in vorgeschrittener Arbeit befindliche Schmalklavier [MIR1138] war in allen Teilen lose und habe ich es zur gründlichen Festigung ganz auseinander gehabt, der Zustand des ganz unbrauchbaren Bodens wird Ihnen noch in Erinnerung sein. Die Wirbel der vorderen und hinteren Reihe habe ich versetzt, um die Saiten der hinteren Reihe nicht wie ursprünglich um die vorderen Wirbel herumzuziehen. Die Hammerstiele habe ich bis auf wenige Ausnahmen verlängern, einen Teil verkürzen müssen. Auf den Tasten angebrachte Dämpfersockeln habe ich zu großem Teil richten, fehlende erneuern müssen. Das Instrument erhält außer dem erneuerten Lautenzug, die früher vorhandengewesenen 2 Moderatorzüge und eine ebenfalls früher vorhandengewesene vollständige neue Dämpfung mit Fortezug. Der Wiederherstellungspreis wird sich bei üblicher bescheidener Berechung um 200 M. stellen.
Bei dem kleinen, abgelaugten Clavichord bin ich auf Festigung des mit Hirnleisten versehenen Unterbodens bedacht gewesen, es hat neuen Resonanzboden u. Stimmstock erhalten. [Unklar ob Marx das bereits am 13.12.1931 zur Rücksendung angekündigte, reparierte und abgelaugte Klavichord meint.] An den Tasten sind die Löcher der Waagestifte ausgesetzt worden und die durchgehend fehlenden Führungszapfen ersetzt. Der Wiederherstellungspreis wird sich auf ca 115 M. stellen. Beide werden aber auch wertvolle brauchbare Instrumente[.]
Beim Krämer Klavier [MIR1147], welches mit neuem Boden und Stimmstock versehen ist, wird der Wiederherstellungspreis ca 170-180 M. betragen. (Der alte Stimmstock war früher schon einmal verdübelt worden.)
Das hierbefindliche Mahagonie [sic] Klavier wird ungefähr dem Krämerschen im Wiederherstellungspreise gleichkommen.
Ihnen zur Jahreswende auch seitens meines Buders herzlichste Glückwünsche aussprechend, zeichne // mit hochachtungsvollem Gruß // Ergebenst // Bruno Marx
P.S. Hrn [Otto] Thomas nannte ich nicht 150, sondern 150-200 M. als mutmaßlichen Wiederherstellungspreis."