NL Rück, I, C-0569a

"Lieber Herr Marx!

Mein Gewährsmann hat mich besucht und bei dieser Gelegenheit zum Ausdruck gebracht, dass er sich nur für ein schon repariertes Instrument interessiert, da er nicht wisse, wie ein nichtrepariertes Instrument ihm im Ton gefalle, eine Ansicht, der ja beizupflichten ist. Infolgedessen hat er sich unter unseren Instrumenten 2 - 3 von Ihnen reparierte Clavichords reservieren lassen. Es kommt also eine Eilreparatur, wie wir sie in Leipzig besprochen haben, nicht in Frage. Ich werde, wenn die Instrumente verkauft sind, dann ein paar Ersatzinstrumente aus unserer Sammlung [Rück] Ihnen zur Reparatur senden, sodass dann die Angelegenheit in aller Ruhe, ohne Störung Ihrer laufenden Arbeiten, erledigt werden kann.

Ich sprach mit Ihrem Bruder [Otto Marx] über eine alte Bauernleier, welche sich bei einer Frau Professor Fuchs in Dresden befindet. Die Bauernleier scheint eine sehr schöne Form zu haben. Ich unterhandelte 1931 mit der Dame, wegen Ankauf einzelner ihrer Instrumente und Ihr Herr Bruder sah damals die Instrumente an. Die Dame wohnt: Dresden - A, Franklinstrasse 34. Zu einem Kauf der Instrumente kam es nicht, gemäss dem beiliegenden Bericht Ihre Herrn Bruders. Ich bitte Sie freundlich um Rückgabe dieses Berichtes. Von den Instrumenten würde mich eigentlich nur die Drehleier interessieren. Hierfür verlangte die Frau Professor damals die geradezu blödunsinnige Summe von M 600.-, die natürlich vollkommen undiskutabel ist. Es wurde uns aus Wien beispielsweise eine ganz ähnliche Drehleier für den Preis von M 150.- angeboten, die Dr. [Georg] Kinsky damals mit rund M 100.- bewertete. Seit dieser Zeit sind die Preise für alte Instrumente eher zurückgegangen als in die Höhe.

Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie gelegentlich bei ihr vorüber möchten und möchten sie fragen, ob sie die Drehleiter zu einem Preise von etwa M 100.- [handschr. Ergänzung] vielleicht a etwas mehr [maschinenschr.] abzugeben gewillt sei, dann könnte man darüber sprechen. Mehr auszugehen, als was so ein Instrument Handelswert hat, habe ich keine Lust.

Ferner möchte ich Sie bitten, von der sogenannten Viola elsner [sic] die genauen Maße des Korpus mir zu senden. Ihr Bruder schrieb damals, die Viola elsner [sic] ist der Grösse des Korpus nach eher eine Tenorgeige, ist viersaitig und hat neue Schnecke. Das Instrument wäre infolgedessen ein Torso und der dafür geforderte Preis von M 1000.- ist natürlich auch viel zu hoch. Wenn es wirklich eine Tenorgeige wäre, hatte ich vielleicht an dem Instrument Interesse, doch müsste ich es erst einmal sehen und selbst prüfen. Bevor wir aber dieser Sache irgendwie näher treten, bitte ich Sie freundlich um die genauen Maße, ganze Höhe einschliesslich Schnecke, Höhe des Korpus allein rückwärts gemessen, Breite des Korpus oben, Breite des Korpus in der Mitte und Breite des Korpus unten, Höhe der Zarge. Die in der Heyer'schen Sammlung [Leipzig, Museum für Musikinstrumente] vorhandene Tenorgeige hat die nachfolgenden Maße: // untere Breite 24 cm, Zargenhöhe 5 cm.

Nr. 905: Gesamtlänge 70 1/2 cm. Korpuslänge 42 1/2cm, obere Breite 201/2 cm

Nr. 906: [Gesamtlänge] 72 cm, Korpuslänge 44 1/2 cm, obere Breite 20 1/2cm, untere Breite 25 1/2cm, Zargenhöhe 5 cm. *

Das Instrument hätte für mich nur Interesse, wenn es eine wirkliche Tenorgeige wäre. Ich würde dann ev. im Laufe der nächsten 1 - 2 Mona[te] ein Angebot abgeben, wenn ich verfügen kann, welche Mittel mir zu Gebote stehen.

Der Einfachheit halber gebe ich Ihnen ungenstehend [sic] noch die Abschrift des Berichtes Ihres Herrn Bruders über die Instrumente, sodass ich den Brief von ihm hier behalten kann.

Ohne mehr für heute bin ich mit freundlichen Grüssen // Ihr

Abschrift.

'Ich habe mir die Instrumente von Frau Prof. Fuchs angesehen, diese sind teils umgearbeitet und mehr oder weniger Reparatur bedürftig. Die Viola d' amore ist 6 saitig, hat (abweichend) gewölbten Boden ohne Bund, ist reparariert in der Decke eine Anzahl Spähne eingesetzt und neu lackiert, Schnecke original. Viola elsner [sic] der Grösse des Korpus nach eher Tenor[ge]ige, umgearbeitet 4 saitig, neue Schnecke. Die Vielle ist noch ganz original, diatonisch Oktave- und Quinte, 2 Melodia und 2 Bass-Saiten, Schutzdeckel über den Lasten fehlt. Die angebliche Laute ist eine Cister, Form und Grösse ähnlich der, welche ich zur Reparatur habe, die Decke ist mit primitiver, schwarzer Federzeichnung versehen. Die Viola aus einer Gamba kann eher eine kleine Viola d'amor gewesen sein, hat geraden Boden mit Bund, ist für 4 Saiten umgearbeitet. Schnecke neu zu beiden Seiten verstärkt.'

 

* Nr. 907. Gesamtlänge 71 cm, Korpuslänge 46 cm, obere Breite 21 1/2cm, untere Breite 26 cm, Zargenhöhe 5 1/4 cm."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Empfänger Institution
Datum
1932,10,21
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Bratsche
Streichinstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Vergleichsobjekt(e)
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Gutachten
Viola d'Amore
Bratsche
Vielle (Drehleier)
Zister
Bratsche
Involvierte Person
Leipzig
1931
Typ des Ereignisses
Angebot Musikinstrument(e)
Involviertes Objekt
Vielle (Drehleier)
Angebotspreis
Wert von
600
Wert bis
600
Währung
RM
Involvierte Person
Dresden
1931
Typ des Ereignisses
Gutachten Marktwert
Angebot Musikinstrument(e)
Involviertes Objekt
Vielle (Drehleier)
Angebotspreis
Wert von
150
Wert bis
150
Währung
RM
Marktwert
Wert von
100
Wert bis
100
Währung
RM
Involvierte Person
Wien
Köln
1931
Typ des Ereignisses
Angebot Musikinstrument(e)
Involviertes Objekt
Vielle (Drehleier)
Angebotspreis
Wert von
100
Wert bis
100
Währung
RM
Involvierte Person
Involvierte Institution
Nürnberg
1932,10.21
Typ des Ereignisses
Angebot Musikinstrument(e)
Involviertes Objekt
Bratsche
Angebotspreis
Wert von
1000
Wert bis
1000
Währung
RM
Involvierte Person
Dresden
1931