NL Rück, I, C-0569a

"Lieber Herr Marx!

Wir lassen heute zu dem Cembalo [meint Spinett] eine zwei weitere Kisten folgen, enthaltend 2 bundfreie Clavichord, eines mit 4 1/2 Oktaven und eines sonderbarerweise mit 6 Oktaven. In der Berliner Sammlung [heute Musikinstrumenten-Museum] ist ein ganz ähnliches Instrument mit 5 1/2 Oktaven, bei dem auch die Tasten hinten durch Kanzellen festgehalten werden, Nr. 1277 des Berliner Katalogs [Sachs 1922]. Ich lasse Ihnen unten Abschrift des Sachs'schen Textes folgen.

Bevor wir jedoch an die Reparatur eines dieser beiden Instrumente gehe[n], möchte ich gerne wissen, was die Reparatur für jedes ungefähr kostet und wie Ihr Herr Bruder [Otto Marx] die Instrumente beurteilt. Wir möchten eines der Instrumente ev. für Konzerzwecke und denken, man müsste dafür das bessere aussuchen. Da der Boden des 6 oktavigen Instrumentes ziemlich defekt ist, so habe ich vorsichtshalber einen alten Resonanzboden beigepackt. Wenn wir aber den Boden erhalten können, ist es mir aus historischen Gründen lieber, andernfalls müsste man den neuen Boden, falls er zu neu herausschaut, künstlich bräunen mitteils einem Extrakt aus Zichorie-Wurzeln, der sich hierfür sehr gut eignet. Allerdings müssten Sie vorsichtshalber erst mit einer Versuchsholzplatte die Sache ausprobieren.

Bitte besprechen Sie sich über die nun gesandten 3 Instrumente und über den Mozart-Flügel [Hammerflügel Anton Walter, MIR1099] recht bald mit Ihrem Herrn Bruder und geben Sie mir dann freundlich Ihren Bescheid. Wegen der Vielle von Frau Professor [Gabriele] Fuchs komme ich heute auf Ihren Brief vom 1. November zurück. Pietätsgründe haben natürlich bei der Bewertung eines Musikinstrumentes keine finanzielle Durchschlagskraft, denn kein Mensch wird eine Drehleier deswegen teuerer kaufen, weil sie der Herr Hauptmann [Ehemann von Frau Koerner, Polizeihauptmann] im Besitz gehabt hat. Wenn Sie gelegentlich bei der Dame vorüberkommen, sprechen Sie bitte nochmals vor, denn die Frau Hauptmann [Koerner] und ihre Frau Mutter [Gabriele Fuchs] haben wir [sic] bisher keine Antwort gegeben. Ev. müssten eben die Damen sich äussern, welchen äussersten Preis sie haben wollen. Andernfalls werden sie höchstwahrscheinlich auf ihrer Drehleier sitzen bleiben, denn so wie ich die Marktlage kenne, ist die Nachfrage gleich Null und wir haben allerhand Erfahrung auf diesem Gebiet. Machen Sie aber bitte von diesem meinem Brief gegenüber den Damen, die offenbar sehr sensibel sind, keinen Gebrauch.

Ohne mehr für heute bin ich mit freundlichen Grüssen Ihr ergebener

 

[Berlin, Musikinstrumenten-Museum] 1277. Klavichord aus Eiche auf vier Rundbeinen; auf dem Resonanzboden steht mit Tinte: C. Friedr. Schmahl und Söhne in Regensburg 1812. Die Obertasten aus Knochen. Umfang F1 - a3. Die Hinterhebel sind diagonal gefas[s]t: ihre Enden bewegen sich nicht in Schlitzen, sondern in orgelmässigen Kanzellen. Die Dämpferleiste ist neu. B 167, T 52, H 73, Tasten-L 12 1/2 cm.

[Handschr.] Wir sandten durch PAw heute a Conto Reparaturen einhundert Mark."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Empfänger Institution
Datum
1932,11,22
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Spinett
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Bundfreies Klavichord
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Bundfreies Klavichord
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Detailinformation(en)
Vielle (Drehleier)
erwähnt als
Angebotene(s) Musikinstrument(e)
erwähnte Institutionen
Literaturreferenz
Sachs 1922