NL Rück, I, C-0569a

"Sehr geehrter Herr Marx!

Ich sende Ihnen heute in unserer eigenen Kiste unser zweimanualiges Cembalo [MIR1078] und Sie finden einliegend in dem Pergamentsack einzelne kleine Teile dazu, sowie extra den Schlüssel. Das Instrument ist, wie Sie sehen werden, bereits einmal durch den Paul de Wit'schen Reparateur Seiferth [Hermann Seyffarth] repariert worden, aber im Geiste der damaligen Zeit und braucht abermals eine Nachsicht. Vor allem werden Sie sehen, dass die Springerleiste seitlich rechts verlängert worden ist, wahrscheinlich durch Seiferth. Dadurch ist der Kasten aus den Fugen gekommen, breiter geworden, was wieder andere Störungen nach sich gezogen hat. Ich bitte diese Verbreiterung der Springerleiste rückgängig zu machen und das angesetzte Teil vorsichtig abzunehmen, da es nicht ausgeschlossen wäre, dass darunter eine Signatur ist. Auf dem linken Hirnholz der Spingerleiste ist nämlich eine allerdings sehr schwer entzifferbare Signatur und so vermuten wir, dass auch auf der rechten Hirnholzseite unter dem Stück eine Signatur sein könnte. Wir bitten bei der Reparatur auf eine ev. Signatur oder Jahreszahl zu achten, da die vorne auf der Abschlussleiste mit Tinte aufgeschriebene Signatur jedenfalls falsch ist.

Eine unangenehme Sache ist der Deckel. Dieser ist schon in frühren Jahren gespringen [sic], und wird wohl kaum mehr zusammenzusetzen sein. Den Sprung auszuflicken wird schwer gehen, wegen der Malerei. Ich bin mir auch gar nicht klar, was man tut. Allerdings fehlen eine ganze Anzahl Beinknöpfchen, die Sie gleich ersetzen wollen. Das Instrument soll spielfertig werden und soll auch die Stimmung halbwegs halten und zu diesem Zweck wird es wohl notwendig sein, dass innen eine Verstrebung hineinkommt, wie seinerzeit mit Ihrem Herrn Bruder schon besprochen.

Recht schlecht wirken die von Seiferth angebrachten 3 eisernen Knöpfe für die Verstellung der Register. Dadurch, dass die Gewinde im Hirnholz sitzen, funktioniert diese Verstellung niemals richtig. Ausserdem hat sich scheinbar auch die Springerführungsleiste etwas verzogen, sodass die Einstellung der Register sehr verbesserungsbedürftig ist. Das Instrument dürfte unseres Erachtens tonlich gut werden und ich bitte diese Arbeit nunmehr zuerst zu machen und anderen [sic] Instrumente, die Sie noch dort haben zurückzustellen.

Ihr Guthaben lasse ich Ihnen im Laufe dieser Woche zugehen, aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Reparatur mit Ihrem Herrn Bruder [Otto Marx]  besprechen möchten und ihm übermitteln, dass ich die Zupfinstrumente sende, sobald ich sie von Italien bekommen habe. Bis jetzt habe ich sie selbst noch nicht erhalten.

Ihre Kiste würde ich am liebsten hier lassen, bis wir wieder einige Instrumente beipacken können. Sollten Sie aber die Kiste brauchen, kann sie sofort an Sie zurückgehen. Die beiden Instrumentchen sind sehr nett geworden und machen mir Freude. Vielen Dank für Ihre sorgfältige Arbeit und freundliche Grüsse von // Ihrem ergebenen

 

Inliegend die Originalbronze vom Fusse des Hubertschen Flügels [MIR1176]. Darnach wird ein Exemplar zu giessen in genau dem gleichen, grünlichen Messing- das ist sehr wesentlich, dass die Farbe stimmt. Dann ist das Stück ebenso von Hand nachzuziselieren, damit man es vom Original nicht unterscheiden kann. Bitte erledigen Sie diese Sache. Mit dem Guss allein ist die Sache nicht zu machen, da muss die Handarbeit nachhelfen."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Empfänger Institution
Datum
1932,06,13
Schreibort
Nürnberg
Erwähnte Objekte
Cembalo, zweimanualig
Tasteninstrumente
erwähnt als
Reparatur
Detailinformation(en)
Querhammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Nachbau Einzelteil(e)