NL Rück, I, C-0570g

Siehe auch den Brief von Ulrich Rück an Otto Marx gleichen Datums.

 

"Z. Akt Marx // Käser // Nbg. // Wien, 3.XII 1939 // 3.12.39

Lieber Herr Käser!

Freundlichen Dank für Ihren Brief. Ich liege leider schon die sechste Woche mit vielen Schmerzen und wäre froh, wenn es rascher vorwärts ginge. Wenn mir Kithil oder Fräulein Möbus nur eine Kleinigkeit in meinem Urlaub geschrieben hätten, wäre die lästige Schererei unnötig gewesen. Nach dem Frachtbrief zu [unleserl.] scheint gefährlich, weil das Gut auch per Expressgut gekommen sein könnte. Hauptsache, dass es da ist. Lagern Sie es bitte sachgemäss.

Senden Sie Herrn Marx das zweite Spinett * dessen Boden Sie einst mit ihm einleimten. Es steht im Museum II Stock vorne am Heizkörper unter den Trompetten[?] bereits fertig verpackt. Sorgfältig verpacken, dass die Vergoldung nicht leidet, da sie schon renoviert ist. Das Innere nochmals nachsehen, ob alles drinnen ist. Gestell nicht mitsenden.

Dann rufen Sie Piussi an und machen ihm Dampf. Er hat seit Monaten das Hammerklavier von Halle dort um das Aussen mit [unleserl.] Vorsicht abzulaugen, damit das Bild innen nicht leidet. Anschliessend davon soll er für die neue Fa[r]bgebung des Äusseren zwei Anstrichmuster machen in Nussbaumton, welche entsprechend zu den Nussbaumfurnieren passen sollte, welche im Innern über der Klaviatur sind. Diese beiden Farbmuster sollten nach Halle geschickt werden, damit Halle das ihm zusagende auswählt. Und nach diesem sollte dann das Äussere des Hammerklaviers von ihm bestrichen und lasiert werden, ebenso das neue Untergestell, welches ihm Schreiner Kurz bereits im September sandte. Sie müssen nun dem Piussi Dampf machen, damit wir die Muster bekommen, da Haid sie dann nach Halle schickt – und Piussi sodann nach gewähltem Muster schleunigst Instrument und Gestell fertigstellt. Das Bild im Innern des Deckels braucht Piussi nur etwas auszubessern. Darnach ist zu senden:

A.) Das fertig gestrichene Untergestell direkt nach Halle

B.) Das Hammerklavier in bester Verpackung an Herrn Marx /: ja nicht nach Halle :/ *

Dem Hammerklavier sind beizupacken: die neuen Scharniere aus Messing nebst dazupassenden Schrauben, welche Braun schon vor langer Zeit machte und die in meinem Büro in einer Schachtel liegen, sie waren, wenn ich mich richtig entsinne auf dem Schreibmaschinenschränkchen, können aber inzwischen auch wo anders stehen, eventuel in das Schränkchen oder in die Bücherschränke gekommen sein. Sie sind kenntlich an ihrer Form, nämlich Braun fertigte sie an nach den Scharnieren des Clavichords von Hubert/Ansbach. Dieses steht ohne Gestell auf dem langen Brett in hell Eiche und hat vielleicht jetzt noch den Deckel lose, wie er von Braun zurückkam, obwoh[l] ich einige Male angab, ihn wieder zu befestigen. Das Clavichord ist links innen signiert auch kenntlich innen am ochsenblutroten Anstrich der Dämpferleiste, dem ihm einmal Kithil verlieh.

Piussi soll die Farbenmuster so halten dass die Farben gedämpft antik erscheinen, ähnlich wie das nach Halle verkaufte lange Cemballone sie hatte, dieses war ganz leicht durchgekämmt und sah nicht wie ein lakierter Hundebeutel aus.

Wenn Ihnen etwas nicht klar ist, bitte mir Mitteilung hierher zu machen. Inzwischen mit deutschem Gruss und Heil Hitler Ihre Brüder // HR.

 

* Zwischen Deckel und Zarge ist zum Schutz der Malerei ausreichend Zeitungspapier oder alte [unleserl.] zwischenzupolstern. Bitte das Hubertklavichord dient natürlich uns als Muster, damit Sie die Scharniere finden. Es bleibt selbstverständlich in Nürnberg".

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1939,12,03
Schreibort
Wien