NL Rück, I, C-0570g

Notiz von Hans Rück "An Marx".

 

"Lieber Herr Marx!

Freundlichen Dank für Ihren Brief vom 16. d. Mts., dem ich gerne entnehme, dass es mit Ihrem Knie – wenn auch langsam – besser geht. Ich liege immer noch und habe Tag und Nacht eine Pflegerin – und noch [a]llerhand Schmerzen. Es geht aufwärts: die Ausschläge sind praktisch abgeheilt, aber die Nervenentzündung ist noch nicht behoben, wenn auch auf dem Wege der Besserung.

Ich rechne damit, dass ich noch etwa acht Tage liegen muss. Die Sache hat mich gehörig mitgenommen und der Arzt meint [unleserl.] stecke schon länger in mir. Es ist nur unangenehm, dass mir dies in der Freude[?] im Hotel passieren muss, aber ich bin froh, dass ich auf dem Wege der langsamen Besserung bin. Ich fühle mich jetzt frischer, und das ist immerhin ein gutes Zeichen

Schonen Sie nur Ihr Knie, machen Sie keinesfalls Dienst ehe Sie gesund sind.

Wir freuen uns, dass Sie das Spinett fest in der Arbeit haben. Das es viel Arbeit macht wissen und glaube wir. Wenn Sie Materialien brauchen, so wollen Sie diese bei bei [sic] Insp. Blüthner oder Zacharias holen, oder bestellen Sie sich dieselben direkt bei Käser, denn Haid ist wahnsinnig überlastet. Bitte gehen Sie nochmals zu Zacharias, stöbern Sie seine Vorräte durch und wenn Sie halbwegs brauchbares finden, so hamstern Sie es für uns, denn der Krieg kann Jahre dauern. Ob es Tuche, Saiten, Filze, Messing, Stoffe oder Leder ist, ist alles gleich.

Auch gebe ich Ihnen [unleserl.] keine [unleserl.] für den entfallenden Betrag, wenn es ein Paar hundert Mark wird, tut es nichts zur Sache. Zum Glück haben wir uns ja mit vielem gut eingedeckt[.]

Sie wissen ja am besten selbst, was wir für unsere historischen Instrumente brauchen. Besonders wichtig sind Saiten, denn diese werden sehr knapp, sowohl Stahl wie Messing.

Das dicke Messing für Pedalzugdrähte können wir noch eventuell von Braun bekommen. Braun hat für uns Eisen für 500 Stimmnägel zurückgelegt, Durchm. 4.5 mm. Die Stärke 4.75 gibt es nicht. Sollte man sich etwas in 5 mm. reserwieren lassen? Oder welche Stücke sonst?

Wer weiss wie lange diese [unleserl.]ndgezogenen Eisen für Wirbel überhaupt noch, beziehungsweise ob sie dann nicht mehr zu haben sind. Und wir brauchen dies immer wieder für Stimmnägel, solange Sie so lieb sind uns wie bisher zu unterstützen.

Die Laute von Wenger soll natürlich das alte breite Griffbrett und den abgeknickten Wirbelkasten bekommen, wobei ich annehme, dass sie die Chanterelle aufgesetzt auf dem Wirbelkasten als Bock hatte.

Den Bezug könnte man als mindestens fünf doppel-chorig annehmen, sie könnte aber auch mehr Doppelchöre gehabt haben. Sie werden aus der Grösse der Decke sicher hierüber entscheiden können. Die von Halle machte sie aussen d. Chanterelle sechs oder sieben doppelchörig.

Ich habe eine mit fünf Doppelchören plus Chanterelle von Nigl in Füssen aus ähnlicher Zeit bei mir, bei welches aber der Corpus kleiner zu sein scheint. Vielleicht finden Sie im Museum, beziehungweise Katalog noch Material für dies Frage.

Bei der Theorbe dürfte eine Deckenreparatur schwierig sein, denn mir scheint, dass unter dem Anhang ein Stück eingesetzt ist. Da es ein Nürnberger Stück ist, möchte ich nicht sparen.

Der Lautenkasten wird nicht repariert.

Das Mandörchen wollen Sie bitte auch schon in Ordnung bringen. Saiten bestellen Sie ein besen direkt zeitig bei Zimmermann, denn der wird jetzt auch langam liefern. Falls Sie Ebenholzfurniere brauchen, kann Insp. Blüthner aushelfen.

Die Rückseite des Wirbelkastens möchte ich gerne durchbrochen geschnittzt haben. Ich könnte Ihnen die Zeichnung des Wirbelkastens einer originalen Wengerlaute dazu beschaffen. Wenn ich nichts Gegenteiliges höre, nehme ich Ihr Einverständnis an. Ich bitte Sie die Zettel der Theorbe, Laute und des Mandörchens freundlichst photographieren zu lassen[.]

Inzwischen fiel mein Bruder in einem Restaurant über eine Stufe verletzte sich dabei an der Nase und eine Kleinigkeit am Ellenbogen. Es geht mit geschientem linken Arm, der Doktor hofft aber, dass es in etwa acht Tagen wieder gut ist[.]

Meine Anschrift ist bis auf weiteres Wien I. Hotel Siller Schwedenplatz.

Ihnen alles Gute. Freundlichen Dank für Ihre Fürsorge.

Mit herzlichen Grüßen verbleiben wir wie immer // Ihre getreuen Brüder"

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1939,11,27
Schreibort
Wien
erwähnte Personen