NL Rück, I, C-0570g

"Sehr geehrter Herr Doktor!

Es hat mich sehr gefreut H. Prof Steglich hier zu begrüßen. Wir haben Mittag beim Siechenwirt mäßig gut und Abend im Thüringerhof prima gehalten und danke bestens für diese Genüsse und dabei eine Echte geraucht wofür ich noch ganz besonders danke. Aber den Befund des Cembalos wird Ihnen H. Prof. noch persönlich berichten.

Bei Prof. Schulz [Helmut Schultz] war ich am Samstag, er hat die Schätzung in meinem Beisein vorgenommen auch das buch geholt, erbot sich aber noch einen Brief dazu zu schreiben und die Sachen selbst Ihnen zu schicken, hoffentlich wirds noch vor seiner Reise. Ein Durchschlag wäre ihm sehr recht. Aber mit dem Stößerflügel scheint er wenig erbaut sein, wohl wegen der Reparatur? Die Blockflöte ist abgeliefert.

Die Mechanikteile habe ich erhalten. Mit den Federkielen kann man nichts bestimmtes sagen wie diese sich praktisch bewähren. Meinem Gefühl nach sind sie gut und vielleicht noch etwas geschmeidiger als Krähenfedern.

Nun eine Frage wegen der Mandoline. Wie Ihnen wohl bekannt ist der Hals um 2 Bünde verlängert. Da ich doch ein neues Wirbelbrett machen muß, kommt es auf eins heraus ob lang oder kurz. Bitte vergleichen Sie einmal die Maße und geben mir dann Bescheid.

[Skizze] außerdem 2 Bund auf der Decke. // 10 Bünde // 12 [Bünde] verlängert // u. Sattel

Das Violett hätte ich schon befördert, muß Sie aber vorher noch um die nähere Adresse bitten.

Weichselkirschen habe ich 20 k. bestellt. Auch die haben sie noch nicht herein bekommen.

Wollen Sie bitte Birnbaum bestellen. Ungefähre Maße sind 5 1/2 - 6 dick, 20-30 breit und 70-100 lang cm. Nun habe ich noch ein [sic] große Bitte, ich hätte gern eine Abrechnung. Aber künftig wäre ratsam meine Auslagen separat zu behandeln, denn dafür noch Umsatzsteuern zu bezahlen, verpüre ich wenig Lust. Neue Steuerzettel von 67.75 Umsatzst. und Vorauszahl. von M. 65 dann die Kirchenst., da zahle ich bis jetzt weit über 600 M. außer meiner laufend. Steuer. Da verliert man die Lust zu weiterer Arbeit überhaupt, weil ich doch die Arbeiten immer als Nebenverdienst behandelt und auch dementsprechend niedrig berechnet habe.

Mit herzlichen Grüßen // Ihr ergebener // Otto Marx".

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1939,08,15
Schreibort
Leipzig