"Lieber Herr Professor!
Ich bin gestern nachts von Salzburg zurück gekommen und kann Ihnen nur sagen, dass die beiden Toscanini-Konzerte auf uns den stärksten Eindruck ausgeübt haben. Unübertrefflich und aussergewöhnlich ist fast noch zu wenig gesagt. Mit gleicher Post zwei Festspiel-Programm-Broschüren, deren Inhalt Sie interessieren wird und die samt der Kritik für Sie selbst bestimmt sind.
Freundlichen Dank für Ihre Karte nach Salzburg. Ich bin diese Woche noche bis einschliesslich Mittwoch-Abend hier und reise zuverlässig Donnerstag früh 9.50 wieder zurück nach Salzburg. Sehen Sie doch im Rundfunk nach, ob nicht das letzte Toscanini-Konzert kommenden Donnerstag 8 Uhr oder 8.15 Uhr im Rundfunk übertragen wird. Meines Wissens ist dies der Fall.
Im Mozarteum sprach ich mit Herrn Sekretär Heidel. Die Mitteilungen des Mozarteums erscheinen nicht mehr wegen Geldmangel, statt dessen ein Jahresbericht. Der nächste Jahresbericht kommt in wenigen Wochen in Druck und man könnte ev. bei rascher Fertigstellung ein Referat über den Walter-Flügel mit aufnehmen, andernfalls im nächsten Jahr. Ich habe mit Herrn Heidel, Ihre Zustimmung vorausgesetzt, vereinbart, dass Sie ein kurzes Referat über den Walter-Flügel liefern und dass Sie dann den eigentlichen Artikel über Mozart-Hammer-Flügel in einer Ihnen genehmen wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlichen. Auf diese Weise ist das Mozarteum nicht hintangesetzt und Sie haben freie Hand in jeder Beziehung.
Mit Professor Schultz vereinbarte ich, dass Sie ausser der Partitur für das Doppelkonzert von Bach auch die Partitur über das Divertimento von Haydn für zwei Drehleiern von ihm bekommen. Diese Partitur ist um dessentwillen wertvoll, weil in ihr alle Fehler auskorrigiert sind. Die Stimmen dazu müssten Sie sich leihweise von einem Berliner Verlag beschaffen, der sie gegen Mk. 20.- Gebühr verleiht und woher sie Schultz auch hatte. Zum Lernen der Drehleier ist etwa 1 - 2 Monat erforderlich. Schultz leiht uns für die Aufführung die benötigte zweite Drehleier, die Orgelpfeifen eingebaur enthält und das nötige Fundament dadurch hat. Wir sollen die Drehleier rechtzeitig bei ihm im Museum anfordern. Sie ist durch Herrn Marx völlig instandgesetzt worden. Ich habe Prof. Schultz als Gegenleistung zugesagt, dass er dann von Ihnen Viola d'amore Partituren bekommt, falls er solche benötigt, worüber er sehr erfreut war. Für die Aufführung eines zweiten Klavier-Konzertes von Mozart empfiehlt er die Flügel so zu wählen, dass der eine Mozart-Flügel etwas schärfer, der andere etwas weicher ist. Hierfür eignet sich dann der Gräbner-Flügel, der nach unseren Begriffen sehr schöne geworden ist. Auch der Dulcken ist jetzt im Diskant besser geworden, wie mir eben heute früh mein Herr Laugwitz aus Leipzig berichtet und hält auch gut Stimmung, sodas auch dieser Flügel zu Ihrer Verfügung steht.
Professor Becking kommt also am Mittwoch-Abend zu uns, sodass Sie ihn Mittwoch-Abend, Donnerstag oder Freitag, vermutlich da aber nur noch Vormittag, sprechen können. Sehen wir Sie noch vorher?
Mit dem Cembalisten Kirkpatrik sprach ich ebenfalls. Er ist bereit, bei Ihnen in Erlangen im Collegium musicum einen Abend zu geben, entweder für Cembalo und Spinett, oder Clavichord. Halb Clavichord und halb Cembalo liegt ihm weniger, aber vielleicht kann ich ihn auch dazu bestimmen. Haben Sie besondere Programm-Wünsche? In Salzburg spielt er beiliegendes Programm. Vielleicht könnten wir uns darüber doch noch kurz sprechen, da ich am Freitag mit ihm in Salzburg die Sache möglichst verankern möchte. Er kann bis Mitte September endgültig entscheiden, wann er ungefähr kommen kann. Allerdings müsste man ihm den Ertrag des Abends aushändigen, damit er wenigstens eine kleine Entschädigung für seine Mühe hat, da er ja auch ein armer Teufel ist. Umgekehrt glaube ich, dass dieser Abend für Sie ein vollkommen[er] Erfolg würde.
Ohne mehr für heute mit freundlichen Grüssen wie immer // Ihre ergebenen".