"Lieber Herr Professor!

Freundlichen Dank für Ihren gestrigen Brief. Ich sandte Herrn Boller inzwischen Ihre Festspiel-Kritik, die er dankend zurücksandte und die ich Ihnen einliegend zurückgebe, da ich annehme, dass Sie vielleicht wieder Verwendung dafür haben. Wie Sie aus diesem zweiten Briefe ersehen, erwartet die Redaktion [Schweizer Musikzeitung] einen Artikel von Ihnen. Ich vermute, dass die Leute auch ganz anständig bezahlen. Wenn sich natürlich irgend welche Verbindungen zwischen Händel und der Schweiz feststellen liessen, würde der Artikel für die Schweizer an Wert gewinnen.

Ich las mit Vergnügen, dass das Ei bald ausgebrütet ist. Ob wir noch zur Bowle kommen, kann ich nicht sagen, weil ich mich stark mit Urlaubsgedanken trage. Diese Woche bin ich sicher noch hier. Wie es mit nächster Woche bestellt ist, kann ich noch nicht sagen, da ich jedenfalls vorher noch nach Leipzig fahren möchte, was mir auch ein paar Tage wegnimmt. Wenn Sie also kommen, bitte ich Sie vorher anzurufen.

Soeben sprach ich mit Dressel. Wir Drei, Sie und er und meine Wenigkeit wollen uns nächste Woche einmal sprechen, um endgültig das historische Programm für den Winter fest zu legen. Den Gräbner- [MIR1106] und der Dulcken-Flügel [MIR1115] sind ziemlich fertig. Ich will sie nur in Leipzig noch persönlich abnehmen, sodass dann mindestens 2 Mozart-Flügel, wenn nicht drei, zur Verfügung stehen. Über die mit den Flügeln gemachten Erfahrungen betreff Mozart-Ton, müssen wir mündlich sprechen. Die Wissenschaft und die Praxis sind noch nicht ganz zu vereinigen. Ich bitte Sie also freundlich, wenn irgend möglich für nächste Woche einen Tag zu reservieren, den uns Dressel noch aufgibt. Wir müssen uns wohl oder übel nach ihm richten, da er beruflich sehr stark in Anspruch genommen ist.

Schuster war auch bei mir und hat sich für unsere Viola d'amore restlos begeistert. Er spielt übrigens sehr gut und will im Collegium musicum an einem Abend in Erlangen gerne einmal spielen.

Mit freundlichen Grüssen an die ganze Familie von Haus zu Haus wie immer // Ihr".