NL Rück, I, C-0427

Georg Karstädt antwortet Rück im November 1947 auf dessen Postkarte vom 23. Mai 1947 [nicht im Nachlass Rück erhalten]. Karstädt hatte die Karte damals beiseite gelegt, da ein Teilumzug seines Besitzes aus dem besetzten Berlin nach Mölln für Mitte Juni avisiert war und er Rück den Wunsch nach einem Exemplar von Karstädts Dissertation erfüllen wollte. Inzwischen ist ein Teil seines Inventars aus der Berliner Wohnung nach Mölln gekommen, allerdings kann er Rück nur noch ein Exemplar der letzten Autorenkorrektur überlassen, in dem die zehn Abbildungen fehlen. Diese kann Rück evtl. durch Fotokopien bei Steglich besorgen.

Karstädt ist froh, dass die Sammlung Rück weitgehend den Krieg überstanden hat, "wo so vieles in Schutt und Asche untergegangen ist". Erinnert sich seiner Besuche in Nürnberg, an die Zinken der Sammlung Rück sowie "die Nachbildung der römischen Buccina" [gemeint ist der Nachbau eines römischen Cornu, MIR13], von der ihm kein Vergleichsstück in öffentlichen Sammlungen bekannt war.

Bittet Steglich zu grüßen, der sicher erfreut ist, die Sammlung Rück in Erlangen für Forschung und Lehre nutzen zu können. Karstädt verspricht sich davon viel Erkenntnisse, da Wissenschaft und Praxis eine glückliche Verbindung eingehen, was Steglich mit seinen Beiträgen zum Mozartschen Hammerflügel bewiesen hat. Die Berliner Sammlung, nach der sich Rück erkundigt hatte, musste starke Verluste hinnehmen, "da die 2m-Betondecke über der alten 'Münze' in der Stralauer Str., wo die Sammlung sichergestellt war, einem Volltreffer eben doch nicht standgehalten hat."

Karstädt wurde November 1945 in Italien aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen und kehrte zu seiner [zweiten] Frau nach Mölln zurück. Diese war im Februar 1945 hochschwanger, weshalb er ihr "die Aufregungen des Endkampfes um die Reichshauptstadt" ersparen wollte. Er hat sie daher "zu einer Bekannten nach Lehmrade, 7 km südöstl. von Mölln, evakuieren lassen. So landeten wir 'vom Sturme verweht' in dieser Gegend." Im März 1946 erhielt Karstädt die Aufforderung, im Kulturbund Mölln eine dreiteilige Vortragsreihe zur Musikgeschichte zu halten. Nachdem der Geschäftsführer des Kulturbundes in die Russische Zone übergesiedelt war, übernahm Karstädt dessen Aufgaben. Führt dessen Geschäfte, leitet einen Kammerchor und kleine Instrumentalvereinigung, vergleichbar den Collegia Musica der Universitäten, daneben wirkte er als Dozent an der Volkshochschule. Empfindet aktuell das Leben als Vegetieren von Woche zu Woche. Skeptisch gegenüber der Wirtschaftspolitik der Alliierten. "Wir müssen es uns gefallen lassen, daß wir wie Körner zwischen den Mahlsteinen stecken um uns nach hier – oder dorthin auszuweichen, ohne indessen selbst unser Schicksal groß lenken zu können." Gesteht allerdings zu, dass er und seine Familie "sogar zufriedener leben als viele andere Flüchtlinge und erfüllen unseren Tag für Frau und Sohn."

 

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1947,11,17
Schreibort
Mölln
Erwähnte Objekte
Hammerflügel
Tasteninstrumente
erwähnt als
Restaurierung
Cornu (Rekonstruktion)
Blasinstrumente
erwähnt als
Nachbau
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Behandelte Institution
erwähnt im Zusammenhang
Behandelte Institution
erwähnt im Zusammenhang
Eigentümer(in) Musikinstrument(e)
erwähnt im Zusammenhang
Behandelte Institution
Literaturreferenz
Karstädt 1937