NL Rück, I, C-0427

Rück dankt Georg Karstädt für dessen ausführlichen Brief vom 17. November. Wird ihn Rudolf Steglich zur Kenntnis weitergeben, der sich gewiss über das Lebenszeichen Karstädts freuen wird. Dankt für den Korrekturabzug von Karstädts Dissertation, die "mir ein ausserordentlich wertvoller Beitrag zur wenigstens bescheidenen Neugestaltung meiner Bibliothek ist." Ist froh, dass Karstädt in Mölln einen guten Wirkungskreis gefunden hat und sich dort wohlfühlt. Möchte ihm als kleine Gegengabe eine der jüngst erschienenen Biographien zu Ludwig van Beethoven [Petzoldt 1947] oder Felix Mendelssohn Bartholdy [mit großer Wahrscheinlichkeit Wörner 1947] anbieten, hält beide Bändchen solange zurück, bis er Karstädts Wunsch kennt.

Rück ist mit Aufbauarbeiten überlastet. Neue Klaviere werden in Deutschland nicht produziert, hofft aber, dass sich die Geschäftslage stabilisiert und er 1948 wieder ausreichend Wohn- und Geschäftsräume zur Verfügung haben wird. In der englischen Zone werden Klaviere nur für den Export bereitgestellt, was die Presse falsch darstellt. "Nach Ansicht der Besatzungsmacht haben wir Deutsche offenbar vorerst überhaupt kein Anrecht auf neue Klaviere." Bemühungen, das Kulturleben auf Touren zu bringen, müssen scheitern, da Voraussetzungen fehlen. Allerdings möchte dies kein Politiker zugeben, worin Rück eine Gefahr für die junge Demokratie sieht. Das Nürnberger Musikleben leidet am Fehlen eines Konzertsaales; derzeit ist der Vortragssaal im Germanischen Nationalmuseum mit rund 350 Sitzplätzen der größte Saal. Künstler meiden Nürnberg, da die besten Hotels von der Besatzungsmacht belegt sind. "Da ist Reisen kein Vergnügen."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1947,12,09
Schreibort
Nürnberg
erwähnte Personen
erwähnte Institutionen
erwähnt im Zusammenhang
Gebäude
Betrieb
erwähnt im Zusammenhang
Veranstaltungsort
erwähnte Ereignisse
Typ des Ereignisses
Wiederaufbau
Involvierte Person
Nürnberg
1947
Literaturreferenz
Karstädt 1937
Petzoldt 1947
Wörner 1947