Georg Karstädt berichtet Ulrich Rück über seine Tätigkeit im Kulturbund Mölln, wo er Konzerte und Vorträge organisiert. Äußert sich über das trübe Frühlingswetter und die kalten Ostsee-Winde, die durch die Tallage der Stadt etwas abgeschwächt sind. In der ehemals blühenden Handelsstadt Lübeck ist "nur noch der Krämergeist zurückgeblieben, der trotz jener vorzüglichen kulturellen Tradition mehr dem rücksichtslosen Geschäft als der Förderung einer wahren Kultur und Kunst zugewandt ist." In der Stadtbibliothek ist die Musikabteilung dürftig ausgestattet, lediglich drei oder vier zufällig dorthin geratene Denkmälerbände sind vorhanden, musikwissenschaftliche Literatur fehlt beinahe vollständig. Karstädt sieht nicht nur mangelnden Etat dafür verantwortlich, sondern vor allem die Politiker. Ein Großteil des Kulturetats wird durch das Theater erwirtschaftet, das folglich Aufführungen "recht seichter Art durchführen lassen muß".

In Mölln bestehen zwei kammermusikalische Vereinigungen, nämlich das Kundral-Quartett und die "Barocken Meister", die auf historischen Gamben, Viola d'amore, Travers- und Blockflöte musizieren und denen sich Karstädt mit einem Zinken anschließen möchte. Ferner besteht eine "Gesellschaft zur Pflege alter Musik", die von ihm einen Vortrag über historische Blasinstrumente hören möchte. Eine gute Kopie wäre Karstädt daher willkommen. Bedankt sich daher bei Rück für den Vorschlag, mit Heckel in Biebrich deswegen zu verhandeln, fürchtet aber, dass er sich in der aktuellen Situation keine Kopie leisten kann. Ist zwar in die Besoldungsgruppe IV eingestuft, muss aber auf die Freigabe seines Vermögens in Berlin durch die Amerikaner warten. "In wie weit sich dann die Mittel der Konten nutzbar machen lassen, ist wiederum ein Problem, wie so vieles in dieser chaotischen Welt." Erkundigt sich nach leihweiser Überlassung eines Zinken.