"Lieber Herr Haid!
Wenn aus Nürnberg ein Brief in frischem und lebendigem Tone kommt, dann kann er nur von Herrn Haid sein.
Zur Sache! Ich habe sofort mit Fl. gesprochen. Fl. hat sich vertraglich so gebunden, dass keine Aussicht besteht, alle zugesagten Lieferungen durchzuführen. Die Folge sind hohe
Konventionalst rafen. Bei Fl. seiner Lage kein angenehmes Gefühl. Er hat Ihnen wohl bereits abgeschrieben. Er sagt mir wörtlich, dass er daran denkt, die Dockenfertigung wieder aufzunehmen. Es würde aber noch einige Zeit vergehen. Seine Lage ist wirklich nicht besonders günstig und ich habe bald verstanden, dass er auch mir, trotz eifrigem Zuredens keine Zusage gegeben hat. Soll ich nun weiter mit ihm in Verbindung bleiben, damit wir den Zeitpunkt der Fertigung ehestens erfassen können?
Frau Marx geht es etwas besser, sie ist aber noch bettlägerig. Sie hat mir ein paar Zeilen geschrieben und ich werde vermutlich in Kürze einmal einen Besuch machen. Sie wohnt ziemlich weit von mir entfernt und man nutzt jetzt jede Stunde, um nicht ins Hinken zu kommen. Auf alle Fälle liegt das Eigentum von Frau M. bei uns in der Firma und der Treuhänder ist auch davon unterrichtet, ebenso die so noch zuständigen Stellen. Frau Marx kann darüber verfügen, wann und wie sie will.
Herr Dr. Rück hat leider auch viel zu doktern. Der allzu grosse Eifer macht sich im Alter doch nicht immer bezahlt. Und Ihr Urologe kann auch nicht recht helfen. Handelt es sich nun um eine bekannte Männerkrankheit oder um eine vorübergehende Erscheinung. Auf alle Fälle ist ein solches Leiden verdammt unangenehm.
Unser letzter Kaufmann Br. hat sich fluchtartig abgesetzt. Ich habe damit die vierte Person aus der kaufm. Leitung in Richtung Westen verschwinden sehen. Der Letzte hat sich aber
noch sehr unangenehme Dinge gestatte, krimineller Art, die uns einigen Schaden beigebracht haben. Und das war ein Dipl. Kaufmann.
Ich wünsche Ihnen alles gute für Ihr Wohlergehen, desgleichen Herrn Dr. Rück und begrüsse Sie in alter Zuneigung // Ihr".