NL Rück, I, C-0570o

"Lieber Herr Marx!


Besten Dank für Ihren Brief. Die Adresse von Fräulein Bug, künftige Frau Müller, lautet: Fürth/Bay., Stresemannplatz 3. Die Hochzeit ist am 14. August.

Es steht nunmehr fest, dass ich kommenden Sonntag, 15. August, nach Basel fahre. Ich meldete mich und Sie dort für den 15. August an, da ja der 15. August ein Sonntag ist. Entweder fahren Sie Samstagabend nach München und übernachten dort oder Sie fahren // in Tölz ab Sonntagfrüh 5.58 Uhr München, Holzk[ir]chner Bahnhof an um 7.28 Uhr
München - Hauptbahnhof ab 8.05 Uhr mit dem Eilzug, welcher Sie über Augsburg - Buchlohe - Memmingen - Sigmaringen - direkt nach Freiburg bringt. Dort kommen Sie an um 15.45 Uhr. Die Fahrplan-Nr. sind: Bad Tölz - München 429, München - Memmingen - Freiburg 50. Ab München ist es der Eilzug Nr. 766.

In Freiburg warten Sie bitte im Bahnhofs-Restaurant auf mich. Wenn alles klappt komme ich nämlich bereits schon ....... Uhr in Freiburg an und kann Sie also schon am Zug abholen. Es wäre aber möglich, dass der FD mit dem ich komme Verspätung hätte oder dann der Anschluss in Karlsruhe, wo ich umsteigen muss, nicht klappen würde. Dann käme ich in Freiburg erst um 16... Uhr an : Dann können Sie mich am Zug erwarten.

Wir fahren dann gemeinsam noch gegen abend von Freiburg nach Basel und übernachten dort, wo ich schon Quartier bestellte. Am Montag vormittag und nachmittag untersuchen wir den Walter-Flügel, den Graf-Flügel und ein Clavichord und besichtigen auch das durch Scholz angefertigte Cembalo, bei dem angeblich die Tasten nicht repetieren. Auch der Dienstag steht dafür zur Verfügung, notfalls auch der Mittwoch. Montag und Dienstag vormittag sind wir allein, da der Direktor erst Montag nachmittag zu erreichen ist.

Wenn unsere Arbeiten in Basel beerdigt sind, fahren Sie wieder mehr nach Tölz und ich  wieder nach Nürnberg zurück. Sie haben dann wieder von Freiburg direkten Zug nach München, viel. übernachten wir auf der Rückfahrt in Freiburg. Dies wird sich alles noch finden.

Nun fiel mir heute nacht noch ein, dass Sie wahrscheinlich brauchen,
1. ein Richtscheit, um festzustellen, in wie weit der Stimmstock verzogen ist.

2. einen Draht oder eine ganz dünne Schnur, um den Druck festzustellen, in wie weit solcher noch vorhanden ist. Ich bitte Sie, mir mitzuteilen, ob Sie beides mit sich haben bzw. in Tölz sich beschaffen können (ein Richtscheit könnte ja Ihr Herr Sohn anfertigen) - oder ob ich beides aus Nürnberg mitbringen soll. Ferner bringe ich mit Stahldraht 0,35, falls einzelne Federn am neuen Cembalo ersetzt werden müssten. Im übrigen bekommen wir Werkzeug und Material ohne weiteres bei der Firma Hug, Musikhaus Hug - Basel, mit der ich befreundet bin und deren
Techniker auf Wunsch des Direktors dabei sein möchte, wenn Sie das Cembalo durchsehen bzw. durchgesehen haben. Wenn es sich, was ich nicht hoffe und wünsche, bei dem Cembalo um einen grösseren Eingriff handeln sollte, müsste viel. erst das Material aus Nürnberg kommen, doch über all dies können wir erst in Basel entscheiden.

Inzwischen wünsche ich Ihnen noch viel Sonne und bin mit herzlichen Grüssen an Sie und Ihre Familie // Ihr

Sollte im Bahnhofsgebäude Freiburg kein Restaurant sein - ich weiss nicht in wie weit der Bahnhof zerstört ist - dann erwarten Sie mich im Wartesaal 2. oder 3. Klasse oder auf dem Gang vor der Perronsperre. Irgendeine Bank oder Sitzgelegenheit wird schon dort sein."

Absender/Urheber Person
Empfänger Person
Datum
1954,08,09
Schreibort
Nürnberg